Mündlichen Überprüfung zur Heilpraktikerin Psychotherapie in Mainz, Oktober 2009
Gedächtnisprotokoll mündliche Prüfung eHP Mainz Oktober 2009
Fair?! – (sau)schwer – nicht bestanden
so mein Fazit zu meiner mündlichen Prüfung in Mainz.
Mein GedächtnisProtokoll:
Termin war 9.00 Uhr – ich war eine viertel Stunde zu früh, da ich annahm,
dass ich mich vorher noch irgendwo anmelden musste. Von Frau Sterk
erfuhr ich dann, dass ich auf der Sitzgelegenheit um die Ecke des langen
Flures am Treppenaufgang Platz nehmen sollte, ich werde dann
aufgerufen, die Formalien würden dort erledigt. Ich nahm also Platz und
atmete erst einmal tief durch. So nach und nach kamen drei ganz
unterschiedliche Damen die Treppe hoch und eilten in Richtung
Sitzungssaal 251. Ich dachte, jetzt kann es ja nicht mehr lange dauern.
So gegen 8.55 Uhr ging in dann doch mal den langen Flur entlang und
positionierte mich in der Nähe des Prüfungszimmers. Als um 9.20 Uhr sich
immer noch nichts tat, außer dass ich Geschirrgeklapper und Stimmen
hinter verschlossener Tür hörte, vergewisserte ich mich bei Frau Sterk, ob
ich mich nicht doch melden sollte, nicht dass die dort drinnen auf mich
warteten. „Nein, nein“ so die Antwort, das sei so in Ordnung, die hätten
wahrscheinlich noch was zu besprechen. Kurz nach halb zehn, ging dann
die Tür auf, und eine recht sympathische Frau, die sich als Dr. Delmo
vorstellte bat mich herein. Sie stellte mir die beiden Beisitzerinnen Frau
Hoffmann und Frau Kindermann beide praktizierende Heilpraktikerinnen
für Psychotherapie vor. Ich nahm Platz und man bot mir Wasser an. Ich
wurde gebeten meinen beruflichen Werdegang zu nennen und warum ich
die Zulassung zur HeilpraktikerPrüfung benötige. Ich erzählte, dass ich
seit mehreren Jahre als Coach im Bereich Beratung tätig bin. Ich begleite
Menschen, die sich in einer beruflichen und persönlichen Neuorientierung
befinden und arbeite für Bildungsträger als Coach und Trainerin. In
Zukunft möchte ich mit der Zielgruppe der Arbeitslosen arbeiten, die z.B.
unter Anpassungsstörungen leiden. Diese entstehen oft auf Grund von
Arbeitslosigkeit, Mobbing, zu der oft eine Sucht, finanzielle und familiäre
Schwierigkeiten hinzukämen. In meiner Arbeit habe ich gemerkt, dass
diese Menschen zwar zum Coaching kämen ( meist von der Arbeitsagentur
geschickt ) aber therapeutische Hilfe benötigen. bevor Coaching greife.
Ob ich schon mal mit Menschen mit psychischen Störungen in Berührung
gekommen sei, war eine weitere Frage. Ja, selbstverständlich in diesem
Zusammenhang habe ich ganz viele Menschen mit Suchtproblemen,
Persönlichkeits- und Angststörungen, Depressionen und sogar schon
Zwangsstörungen kennen gelernt. Die meisten Klienten die von der
Arbeitsagentur zum Coaching und Bewerbertraining geschickt werden
haben multiple Probleme Ich konnte alles flüssig und überzeugend und
ohne Nachfragen beantworten. Weiter ging’s mit der Aufforderung
Therapieverfahren zu nennen, die Anwendungsbereiche und evtl.
Kontraindikationen: ich nannte als erstes die VT mit einem Beispiel zur
systematischen Desensibilisierung bei Angst- und Zwangsstörungen, der
Aufstellung einer Angsthierarchie und dem therapeutischen Ablauf. Ich
erwähnte, dass es sinnvoll sei, der eigentlichen Angstkonfrontation eine
Entspannungsübung voran zustellen. Frau Delmo fragte mich, welche
Entspannungstechniken es denn gibt und wie die funktionieren. Ich nannte
Atemübung, progressive Muskelentspannung, und autogenes Training und
schilderte den detaillierten Ablauf. Als weitere Methode der VT beschrieb
ich die Reizüberflutung das sogen. flooding. Sie: Was denn daran anders
sei als bei der systematischen Desensibilisierung? Ich: Dass die
Reizüberflutung mit der höchsten Stufe beginnt. Sie: Ob denn bei der
systematischen Desensibilisierung nicht auch eine Reizüberflutung z.b. auf
der 1. Stufe stattfindet und ob es Sinn macht auch beim flooding mit
Entspannungsübungen zu arbeiten. Da war ich zum ersten Mal irritiert
antworte aber, dass es auch da sinnvoll sei mit einer Entspannungsübung
zu arbeiten, auf den ersten Teil konnte ich glaube ich keine konkrete
Antwort geben. Frau Delmo fragte weiter, was denn bei der Panikstörung
anderes sei als bei der Höhenangst? Ich: der Auslöser, wie bei allen
Phobien so sei auch bei der Akrophobie/Höhenangst ein konkreter
Auslöser vorhanden. Die Panikstörung tritt ohne erkennbaren Auslöser
auf. Das war ihr irgendwie nicht genug oder ich wusste nicht worauf sie
hinaus wollte. Ich sagte weiter, dass es natürlich auch eine Kombination
aus beiden Störungen gab: Akrophobie oder Agoraphobie und eine
Panikstörung. Diese Kombination findet man ganz häufig. Sie: Ja, aber
was ist der Unterschied, bei einem Mensch da oben auf dem Turm steht
und jemand, der eine Panikstörung hat. Ich wusste nicht was sie hören
wollte, weil ich den Unterschied zum Auslöser schon genannt habe. Ich
versuchte mich zu retten indem ich sagte, die körperlichen Symptome,
seien die gleichen. Angst zeige sich fast immer über körperliche
Symptome; Schwitzen, beschleunigter Herzschlag…. „Irgendwie drehen
wir uns im Kreis“ so Frau Delmo und fragte weiter, was denn das
autogene Training für ein Verfahren sei. Ich: ein Entspannungstraining.
Sie: ein reines Entspannungstraining? Ich: mit tranceartiger Induktion
ähnlich der Hypnose. Sie: kann man sich das auch selbst beibringen? Ich:
nach Anleitung z.b. mit einer CD schon. Sie: liegt es im Ermessen des
Therapeuten ob er es bei einer systematischen Desensibilisierung
anwendet. Ich: ja, empfehlenswert ist es auf jeden Fall. Sie: ja, was denn
jetzt? In dieser Phase war ich schon sehr verunsichert, weil ich einfach
nicht wusste worauf sie hinauswollte. Ich sagte das auch und sie fragte
weiter, wann das autogene Training denn kontraindiziert sei. Da ich an
dieser Stelle die tranceartige Wirkung mit hypnotischen Anteilen im Kopf
hatte, sagte ich: bei akuten Psychosen z.B. der Schizophrenie. Sie: warum
denn das? Ich: in einer Akutphase macht es keinen Sinn, weil die
Wahrnehmung des Schizophrenen eine andere sei. Sie: wie ist die denn?
Ich: der Schizophrene lebt in einer unterschiedlichen Wahrnehmungswelt,
Derealisation, doppelte Buchführung …… verzweifelt zählte ich alles auf,
was mir zur Schizo einfiel. Sie: Was genau sei denn anderes? GottSeiDank
fiel mir die IchStörung ein und beschrieb diese ausführlich. Das traf auf
Zustimmung.
Sie: Was denn bei der Schizo passiere wenn man das autogene Training
anwende? – an dieser Stelle hatte ich mich wahrscheinlich schon zu sehr
verrannt: ich war bei der hypnotischen Wirkung, die auslösen kann, sie
beim reinen Entspannungsverfahren – keine Ahnung. Sie fragte dann ob
man es denn nicht nur in der akuten Phase nicht anwenden sollte. Ich: da
(in der akuten Phase) sowie so nicht, Grund siehe oben, aber auch in der
abklingenden Phase nicht, weil die Gefahr besteht dass er dann wieder in
die Psychose gerät. Sie: wir drehen uns wieder im Kreis. Ja, dass Gefühl
hatte ich mittlerweile auch, ich wusste nicht mehr wo mir der Kopf stand.
Sie fragte nach weiteren Verfahren und ich nannte die Psychoanalyse und
zählte die Trieblehre, die Instanzenlehre und die Phasenlehre auf. An
dieser Stelle sollte ich dann die Krankheiten den verschiedenen Phasen
zuordnen. Rasch konnte ich die Zwangstörung der analen Phase zuordnen
und die Angststörung der oralen Phase. Dann wurde es zugegeben etwas
holprig mit den Alterangaben und die phallische Phase fiel mir gar nicht
ein (schlimm, schlimm, Freud tät sich totlachen) Frau Hoffmann half nach:
„die Berühmteste überhaupt“ Als ich die phallische Phase dann endlich
nannte wollte Frau Delmo wissen, welche Störungen dieser Phase
zugeordnet werden. Ich: z.B. die sexuellen Identifikationsstörungen (was
liegt näher? - denkste) Frau Hoffmann half wieder: „eine ganz bekannte
Störung, die bekannteste überhaupt, mit welchen Krankheiten befasste
sich Freud hauptsächlich?“ da fiel bei mir der Groschen: die Hysterie,
natürlich, die heutige Konversionsstörung und ich konnte diese
einwandfrei und ausführlich beschreiben, wollten sie aber gar nicht hören.
Aufatmen!!
Dann das Fallbeispiel. Schriftlich ungefähr eine DinA4 Seite:
ein 18Jähriger kommt in Begleitung der Mutter zu mir in die
Praxis. Seit ungefähr 1 ½ Jahren sei er auffällig. Die Schule hätte
er mit dem Realschulabschluss beendet. Abitur wolle er nicht
mache. Sein Ziel sei es in der KfzBranche zu arbeiten, weil er
daran viel Spaß hätte. Die Eltern hätten ihn sehr unterstützt.
Mittlerweile hätte er die 2. Lehre schon abgebrochen. Er sei
unaufmerksam und immer wieder aggressiv (das Wort aggressiv
kam mindestens 4 mal im Text vor). Er habe seinen Vater
geschlagen, als er ihn nicht an den Kühlschrank lassen wollte und
einen Schraubenschlüssel nach seinem Kollegen geworfen, weil
dieser eine dumme Bemerkung gemacht habe. Die 2. Lehrstelle
habe er vor 2 Wochen verloren, seitdem hängt er nur noch rum,
schliefe lange. Einmal sei er betrunken in der Firma erschienen,
dass sei auch der Kündigungsgrund gewesen.
Meine Aufgabe: ich sollte eine Verdachtsdiagnose stellen und
differenzialdiagnostisch vorgehen. Hinweis Dr. Delmo: Selbstverständlich
könnte dort im Text nicht alles stehen, jeder Satz sei wichtig. Zu weiteren
Fragen stehe Frau Hoffmann mir zur Verfügung. Es sollte aber kein
Rollenspiel werden, das würde zu sehr ablenken. Ich ließ mir viel Zeit und
dachte: nur nicht zu schnell mit einer Diagnose daherkommen, machte
mir entsprechend Notizen und ließ die 3 Damen an meinen Überlegungen
teilhaben. Nannte alles was mir auffiel und spickte meine Ausführungen
mit „Affekt, Antrieb, Orientierungsstörungen, Mitschwingungsfähigkeit
etc., benannte das Zeitkriterium, stellte Überlegungen zum Alter usw.
an. Frau Delmo unterbrach mich mehrmals mit den Worten „lesen können
wir selbst, wir wissen, was in dem Text steht“ das war sie wieder meine
Unsicherheit. Ok. ich sagte, die Suizidgefahr sei abzuklären „ja, wie
machen Sie das denn, was fragen Sie, das haben wir nicht gehört“ In
meinem Kopf (und nur da): ups ich dachte es sollte kein Rollenspiel
werden.
Ich benannte Fragen um die Suizidalität abzuklären, mit dem Hinweis,
auch die Mutter dazu zu befragen (Fremdanamnese), von wegen sozialer
Rückzug, Gedankengang, Äußerungen usw. Fragte nach, ob es besondere
Vorfälle, Krankheiten in der Kindheit, psychische Krankheiten in der
Familie gab. Frau Hoffmann; „was zum Beispiel?“ ich nannte z.b. die
Schizophrenie. Frau Hoffmann „ Was ist denn das“ (Jetzt waren wir doch
im Rollenspiel, was doch nicht gewünscht war). Ich fragte weiter nach
besondern Vorkommnissen vor 1 1/2 Jahren von w/evtl. Auslöser: Schul-
Ortswechsel, Scheidung der Eltern, Tod eines nahen Menschen (DD
Anpassungsstörung) etc. nach schulischen Auffälligkeiten (DD ADHS)
Beziehungen -Länge, Dauer- Gefühl der Leere, Schwarz-Weißdenken (DD
Borderline) alles wurde verneint. Ich fragte nach, wie der junge Mann
denn aussähe: Kleidung, Haare, etc Frau Hoffmann: Normal gepflegt.
Fragte nach ob organische Krankheiten ausgeschlossen seien Frau
Hoffmann „was ist denn eine Organische Störung?“, ich: ob er beim Arzt
war. Frau Hoffmann „bei welchem Arzt?“ Ich: z.b. Hausarzt w/ Abklärung.
Schilddrüsenüberfunktion, Hirntumor, Blutwerte, Jugenddiabetes … Frau
Hoffmann: „alles klar, alles in Ordnung“ Ich fragte ob ich die Berichte
haben kann „Ja“ lt. Frau Hoffmann auch keine Unauffälligkeiten.. Ich
fragte nach depressiver Verstimmung…. fragte weiter nach Drogen, z.B.
Extasy „Nein, nehme er nicht“ so Frau Hoffmann, seine
Trinkgewohnheiten, Frau Hoffmann :„normal, kommt schon mal vor“
fragte seine Mutter „nein, nichts ungewöhnliches, ist in dem Alter doch
normal“. Im Geiste ging ich noch mal meine Liste mit dem
psychopathologischen Befund durch und stellte Überlegungen in Richtung
amnestischen Störungen, Denkstörungen, Wahn und läppischem Affekt
(DD hebephrene Schizophrenie) an.
Ich stellte schließlich meine Verdachtsdiagnose:
dissoziale Persönlichkeitsstörung – selbstverständlich mit Begründung:
Beginn in der Jugend, Auffälligkeit im Affekt und Antrieb (Aggression),
Werteverschiebung, durchgängige Auffälligkeiten im sozialen, und
familiären Umfeld, fragte weiter, noch ob er Freunde habe, nach
Freizeitgewohnheiten etc. Dann nannte ich meine DD und begründete
warum ich mich nicht für die hebephrene Schizo entschieden habe
(fehlende auffällige Denkstörungen/läppischer Affekt) nicht für die
Borderline (warum fällt mir jetzt nicht mehr ein), nicht für ADHS (keine
Schulauffälligkeiten) nicht für die Anpassungsstörung (kein Auslöser vor 1
1/2 Jahre, kein Orts- oder Schulwechsel).
Dann wurde ich nach 1,5 Std gebeten mich kurz nach draußen zu
begeben.
Als ich wieder rein gerufen wurde, fragte Frau Delmo, wie ich mich selbst
einschätzte. ( in Erinnerung an meine ProbePrüfung, selbstbewusst zu sein
und auf gar keinen Fall zu sagen, dass es doch noch einige Dinge gibt, bei
denen ich unsicher sei ) Ich: „ nach etwas holprigem Einstieg, was ich
meiner Aufregung zuschreibe, sei ich bei dem FallBeispiel, äußert
sorgfältig und nicht zu vorschnell vorgegangen und nach Abwägung der
Differenzialdiagnosen zu einer Verdachtsdiagnose gekommen die ich auch
begründet habe….
D E N K S T E !!!
„Viel hätte nicht gefehlt“ so das Resümee der ganzen Prüfung, dass mit
dem Fachwissen sei ok auch wenn es etwas gedauert habe, aber beim Fall
hätte ich so was von daneben gelegen…. (die Auflösung haben sie mir
nicht verraten, das täten sie nie)
Sie haben mich dann noch darauf aufmerksam gemacht, dass ich zu
Beginn von der „psychopathologischen Anamnese“ anstatt vom
„psychopathologischen Befund“ gesprochen hätte. Ja, das stimmt, da
habe ich wohl aus zwei, eins gemacht.
Ich will jetzt nichts beschwichtigen, schönreden oder entschuldigen. Als
ich zur Tür raus ging, hatte ich bereits eine Ahnung meines Fehlers. Sollte
ich das Thema Alkohol nicht gründlich genug exploriert haben ? Ich
überhäufte mich mit Selbstvorwürfen: Was nützt mir mein
Auswendiglernen von den Stufen der Sucht, wenn ich mich davon
beschwichtigen lasse, dass der Arzt keine veränderten Blutwerte
festgestellt hat, dass der junge Mann sagt er trinkt nicht, nur ab und zu
wie die Kumpels auch und das Zuspätkommen, weil er betrunken sei war,
sei einmalig gewesen. Auch klar, dass seine Mutter nicht auf Anhieb
zugibt, dass ihr Sohn Alkoholiker/drogensüchtig ist. Ich hätte einfach
mehr nachhaken müssen und nicht zu vertrauensvoll sein dürfen, hätte
Frau Hoffmann fragen müssen, ob er eine Alkoholfahne hat, nach evtl.
Einstichen in den Armen, noch mehr seine Trinkgewohnheiten explorieren
müssen, nachfragen: was heißt das denn „nicht mehr als meine Freunde
auch“ und was heißt „normal“?
Zu meiner „Verteidigung“ muss ich dann doch noch ein Wort sagen: es
wurde nicht deutlich ob Frau Hoffmann aus der Metaebene heraus
antwortete oder dann doch ins Rollenspiel fiel, weil sie manchmal wie
ausweichend und/oder ahnungslos wie ein Patient oder Angehöriger
antwortete, manchmal wie aus der Metaebene. Das hat sehr zu
Verwirrung auf meiner Seite beigetragen. Ich habe mich einschüchtern
lassen und nicht deutlich genug nachgefragt.
Ja, schon auf der Rückfahrt ist mir alles klar geworden und ich hoffe, alle
die nach mir kommen, machen es besser. Ich habe meine Lehre schon
daraus gezogen: Ich stelle mir vor so ein Patient kommt in meine Praxis
und ich diagnostiziere Dissoziale Persönlichkeitsstörung.
Auf die Frage von Frau Delmo, wie ich eine Dissoziale
Persönlichkeitsstörung therapieren würde antwortete ich: Ziel der
Therapie ist, dass die Patienten lernen mit dieser Störungen zu leben. Also
unterstützende Therapie. Ich hatte ihre Zustimmung aber die Auswirkung
wäre bei einer Alkohol/Drogensucht fatal gewesen. Da sitzt ein
Suchtabhängiger und ich erkenne es nicht (zumindest nicht in der 1.
Sitzung) und biete ihm unterstützende therapeutische Begleitung an. Ein
Kunstfehler von der allerfeinsten Sorte. Er trinkt also weiter und ich
unterstütze ihn sogar noch dabei, indem ich ihm helfe in seinem Umfeld
besser mit der Sucht und den Auswirkungen zurecht zu kommen.
Zum Abschluss sagte ich Frau Dr. Delmo, dass ich im März auf jeden Fall
wieder dabei bin und die Prüfung wiederhole. Frau Delmo machte sich eine
entsprechende Notiz und sagte mir, dass ich dann mündlich nicht mehr zu
den Wissensfragen geprüft werde, sondern nur noch zu einem Fallbeispiel.
Mein Fazit: Es ist nicht unmöglich, diese Prüfung auf Anhieb zu schaffen.
Ich habe mich durch die undeutliche Art der Beantwortung verwirren
lassen und habe nicht eindeutig und nachdrücklich um Klarheit gebeten
und habe mich ablenken lassen und bin nicht auf das nahe liegende (
Sucht/Drogen bei Jugendlichen ) gekommen, bzw habe mich verwirren
lassen nicht konkret weiter und tiefer zu fragen. Das Fallbeispiel als
solches hat eine eindeutige Diagnose auch nicht hergeben können. Meine
Art zu fragen und die entsprechenden Antworten hätten mich auf die Spur
führen können. Und diese Chance habe ich nicht genutzt. Ich habe zwar
bei den Differenzialdiagnosen schulmeisterlich alles aufgezählt aber in der
Praxis nützt das meinem Patienten nicht bzw. gefährdet ihn und genau
darum geht es in dieser Überprüfung.
Anmerkung vom Januar 2010: ein Prüfling nach mir hat zu diesem Fall
die hebephrene Schizo diagnostiziert und damit richtig gelegen. Ein
weiterer Prüfling hat auf Grund meiner Erfahrung (ich hätte zu wenig
nachgefragt) ganz intensiv nachgefragt und ist mit der Begründung
durchgefallen, sie hätte den Patienten mit der Fragerei an die Wand
gedrängt. Mainz ist und bleibt schwierig und nicht ganz wohlwollend und
fair, wie es sein sollte. Ich wollte es lange nicht glauben, aber meine
intensiven Recherchen haben leider ein anderes Ergebnis gebracht.
Anmerkung vom März 2010: nach langer und reiflicher Überlegung
habe ich mich entschlossen, die Prüfung nicht mehr in Mainz zu machen.
In den Monaten nach dieser Erfahrung habe ich immer wieder darüber
nachgedacht, mit Kollegen gesprochen, meine Lehrer gefragt, resümiert,
reflektiert und bis heute weiß ich keinen eindeutigen Grund, warum ich
diese Prüfung nicht geschafft habe.
Ich habe die Prüfung in Fulda am 24 März 2010 bestanden!