2009/04 Köln



Mündlichen Überprüfung zum Heilpraktiker Psychotherapie in Köln 04/2009

Protokoll der mündlichen Prüfung beim Gesundheitsamt in Köln / April 2009
Heilpraktiker für Psychotherapie
Anwesend war eine Psychiaterin (Psychoanalytikerin), ein Amtsarzt und eine Heilpraktikerin für Psychotherapie

Die Prüfung wurde aufgezeichnet und dauerte ca. 20 Minuten.

Befragt wurde ich zu 95 % von der Psychiaterin.

Alle waren freundlich, entspannt und nett.

Und nun zu den Fragen (meine Antworten und div. Kommentare sind in Kursivschrift):Haben Sie etwas dagegen dass wir das Gespräch aufzeichnen ?
„nein“Haben Sie noch Unterlagen hinzuzufügen ? (z. B. Praktikumsbescheinigung, etc.)
„Ja. Ein 2-wöchiges Praktikum bei einem Institut für betreutes Wohnen für psychisch Kranke.“
Die Bescheinigung wurde flüchtig angeschaut – nur von der Psychiaterin - und dann vom Amtsarzt in meiner Akte abgelegt.
Können Sie sich ausweisen ?
„Ja“ Vorlage meines Personalausweises. Ein paar Daten wurden abgeschrieben, dann habe ich diesen wieder zurückbekommen.
Warum machen Sie die Prüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie ?
„Ich möchte mich selbständig machen. Bin seit über 20 Jahren in einem Konzern als Angestellte tätig und möchte nun freiberuflich arbeiten. Ich möchte mehr mit Menschen zusammenarbeiten und anders, als in meinem jetzigen Job. Mich mehr mit dem Menschen beschäftigen.“
Mit welcher Zielgruppe möchten Sie arbeiten ?
„Ich möchte mit Mitarbeitern von Unternehmen arbeiten, die Probleme am Arbeitsplatz haben. Habe reichlich davon kennengelernt. Teils sogar aus eigener Erfahrung. Ich bin z. B. vor 9 Jahren nach Köln gezogen – freiwillig. Manche müssen dies aber tun, weil eine Filiale geschlossen wird und der Arbeitgeber es verlangt. Viele haben damit ein Problem. Oder Mobbing-Opfer, Ärger mit Kollegen oder dem Chef. Es gibt hier ein breites Spektrum von Anpassungsstörungen.“
Mit welcher/n Methode/n arbeiten Sie ?
„Habe durch meine Ausbildung beim Thalamus-Institut verschiedene Formen und Methoden der Therapiemöglichkeiten kennengelernt. Körpertherapie, Bioenergetik, Gestalttherapie, Gesprächstherapie nach C. Rogers, Systemisches Arbeiten nach Virginia Satir. Von daher kann ich diese verschiedenen Methoden unterschiedlich und ja nach Bedarf anwenden. Meine Favoriten sind aber Gestalttherapie und systemisches Arbeiten.“
Haben Sie schon mit Menschen gearbeitet ? Wenn ja in welcher Form ?
„Ja, im Rahmen der Ausbildung nach jedem Modul. Es war eine Supervision mit Leuten, die ich nicht gekannt habe. Also für mich fremde Menschen die ich zum ersten Mal gesehen habe.“ …. Ich beschrieb dann eine Supervisionsarbeit von Bioenergetik und eine vom systemischen Arbeiten.
Die Psychiaterin schaute nun ihre 2 Kollegen an und fragte ob sie damit einverstanden wären wenn ich jetzt den Fall bekäme. Die beiden nickten.
Fallbeschreibung:
63jährige Frau wird von ihrem Mann ins Krankenhaus gebracht. Er ist mit der Situation überfordert. Sie wirkt apathisch, regungslos und starrt nur gegen die Wand. Dann sagt sie: „ich bin tot. Wir sind alle tot.“

Könnten Sie uns bitte hierzu Ihre Verdachtsdiagnose und evtl. Differentialdiagnosen nennen ?
„Sie wollen jetzt nicht die Exploration und die „Vorarbeit“ hören sondern meine Verdachtsdiagnose?“ Die Psychiaterin nickte. „O.k. dann würde ich auf eine schwere depressive Episode mit nihilistischem Wahn tippen“. Die Psychiaterin lächelte und sagte „wunderbar 100 % richtig“. Das war das erste und letzte mal dass ich eine Rückmeldung auf einer meiner Antworten bekommen habe ! Nach Verdachtsdiagnosen wurde gar nicht mehr gefragt.
Wie würden Sie den Fall bei einer Skala von 0-10 einstufen (0= leichte Erkrankung; 10 = schwerst erkrankt) ?
„8“
Würden Sie die Frau behandeln ? Wenn ja, wie ?
„Nein, denn sie braucht Medikamente – am besten auch eine stationäre Behandlung. Da sie ja schon im Krankenhaus ist, ist sie da gut aufgehoben“.
Würden Sie den Mann der Frau behandeln ? Wenn ja, wie ?
„Käme darauf an was er hat. Wenn es sich um eine Anpassungsstörung aufgrund der Krankheit seiner Frau handelt ja. Aber ich müsste ihn vorher genauer befragen und genau eruieren wo sein Problem liegt, was er hat und was er will.“
Welche Eigenschaften sollte man als Therapeut haben ?
„Da bin ich bei C. Rogers: Empathie, Authentizität, Wertschätzung des Klienten“
Würden Sie Ihrem Klienten Ihre Handy-Nr. geben ?
„Ja. Wenn es ein Notfall wäre schon. Natürlich nicht meine Privat-Telefon-Nummer, aber mit dem Handy habe ich keine Probleme. Ich würde sie auch nicht jedem geben, sondern vorher genau prüfen ob dies notwendig ist oder nicht. Vor allem wenn das Thema Suizid vorhanden ist.“ Kein Nachfragen nach Suizid oder dergleichen !
Welcher Philosoph sagte den größten nihilistischen Satz ?
„Tut mir leid, ich habe keine Ahnung !“ (Diese Frage kam vom Amtsarzt)



Die letzte Frage konnte ich nicht beantworten und gehörte wohl auch nicht ganz zur Prüfung….
Antwort wäre gewesen: Sokrates „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ !

Nach einer kurzen Pause wurde ich wieder in den Raum gerufen und mit dem Satz empfangen: „Wir wissen etwas, was Sie noch nicht wissen. Sie haben bestanden. Herzlichen Glückwunsch.“

Auch Amtsärzte und Psychiater können durchaus zu scherzen aufgelegt sein ! J Und das sogar in Köln ! J

Ob meine Antworten richtig oder falsch waren kann ich nicht sagen, da ich nie eine Rückmeldung (bis auf einmal bei der Diagnose) erhalten habe. Wie anfangs erwähnt war die Stimmung freundlich und nett, alle 3 hatten aber ein ziemliches Pokerface auf. Und 20 Minuten gehen sehr schnell rum.


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