2019/02 Krefeld
Insgesamt fand die Prüfung in einer sehr freundlichen Atmosphäre statt.
Es waren die vorsitzende Ärztin, ein weiterer Arzt, ein Heilpraktiker (die beiden stellten die Fragen), eine Heilpraktikerin und eine Protokollantin anwesend.
Es war deutlich, dass die Prüfer immer auf bestimmte Schlagworte warteten, die zum Teil mitschrieben, und dann zur nächsten Frage durchgingen, wenn die richtigen Begriffe gefallen waren.
1. Frage: Erzählen Sie etwas über Essstörungen.
Ich habe in groben Zügen Anorexia und Bulimia Nervosa beschrieben, wurde dann unterbrochen und nach einer weiteren gefragt - Binge Eating. Auch da wieder kurze Beschreibung (Diagnosekriterien, wer hat typischerweise die Störung, ein klein bisschen über Therapie).
Dann Frage, was ich mit einer Patientin, die Binge Eating Disorder hat, in meiner Praxis tun würde.
Ich erwähne, dass wichtig ist, medizinische Auswirkungen im Blick zu behalten, dass also die Patientin parallel in Behandlung beim Arzt sein sollte. Und dass ich meine Rolle als Körpertherapeutin darin sehe, körperliche Empfindungen bewusst zu machen, so dass die Patientin lernen kann, wodurch ihre Essattacken ausgelöst werden und wie sie mit den zugrundeliegenden Gefühlen besser umgehen kann.
Die Vorsitzende fragt nach - ich erinnere mich nicht, wie es genau zu diesem Punkt kam, jedenfalls weist sie darauf hin, dass ich die Patientin auch motivieren müsse, und was da wichtig sei. Bin erst nicht sicher, ob ich die Frage richtig verstehe, komme dann aber auf die physischen Gefahren von Adipositas und darauf, dass sie möchte, dass ich auch darüber aufkläre. Sie fragt, was die körperlichen Gefahren seien - Herzprobleme, Gelenkbeschwerden, Diabetes.
(Hier war noch eine inhaltliche Frage, an die ich mich nicht mehr erinnere.)
Wechsel zum zweiten Prüfer:
Praktisches Beispiel: Er käme zu mir mit der Aussage, es gehe ihm nicht gut. Was würde ich tun?
Ich spreche über Anamnese, Elementarfunktionen. Das wird relativ schnell abgehakt, der Prüfer wiederholt die Frage nochmal, will offensichtlich auf etwas anderes hinaus. Medizinische Vorgeschichte, Familienanamnese, Bewusstsein davon, dass ich eventuell den Patienten abgeben muss, Aufklärung über meine Arbeit inkl. Zeiten und Preise... Ich nenne alles, was mir einfällt, ein bisschen durcheinander, weil ich keine Ahnung habe, worauf er abzielt. Er will nicht wissen, wie ich nach seinen Beschwerden fragen würde, sucht aber etwas anderes und fragt immer wieder, was ich noch täte, ich solle mir die praktische Situation vorstellen. Ich stehe auf dem Schlauch, denke nach, ob es ein bestimmtes Anamneseschema gibt, das ich kennen sollte...
Nach langem Hin- und Her gibt der Prüfer einen Tipp: Er ließe sich auch mal was mitbringen: Gefragt war danach, sich (Bild-)befunde, Medikamentenbeipackzettel etc. mitbringen zu lassen, weil Patienten das oft selbst nicht klar beschreiben würden, und auch danach, dass der Arzt sich von seiner Schweigepflicht entbinden lassen könnte, und man um einen Bericht/ein Gespräch bitten kann.
Dann war das Gespräch auch schon zu Ende.
Ich wurde rausgebeten und die Kommission beriet sich bestimmt 5-10 Minuten.
Dann baten sie mich wieder herein und fassten zusammen, dass ihnen wichtig sei, dass ich mich als Teil des Gesundheitssystems begreife und mir nicht nur der Tatsache bewusst sei, dass ich eventuell Menschen an jemand anders verweisen muss, sondern auch dass ich für die Patienten eine Anlaufstelle innerhalb des Systems bin und die Informationen, die da schon existieren, nutzen solle.
Sie legten mir nochmal nah, dass zu meiner Einstellung zu machen - und sagten mir, zu dem Zeitpunkt fast überraschend, dass ich doch bestanden hätte.
Fazit: Ich kann der Idee von guter Zusammenarbeit mit dem Gesundheitssystem nur zustimmen, war aber in der Prüfung total auf der falschen Spur, im Sinne davon, nach Fachwissen zu suchen, als was Praktisches gefragt war. Vielleicht ist es hilfreich für den einen oder anderen, auch von dieser Seite der Prüfung gehört zu haben.
