2021/05 Husum



Mündliche Prüfung Heilpraktiker Psychotherapie in Husum im Mai 2021
Prüfungsprotokoll/ Gedächtnisprotokoll

Prüfungsvorsitz: Frau Dr. Antje Petersen
Beisitzerin: Hat ausschließlich beobachtet
Protokollantin: Hat ausschließlich protokolliert

Die Prüfung begann mit der üblichen Frage, ob ich mich gesundheitlich in der Lage fühle die Prüfung abzulegen.
Dann wurde ich gefragt, ob ich mir für das gleich folgende Fallbeispiel eine Struktur auf ein vor mir liegendes leeren Blatt schreiben möchte. Nach kurzem zögern bejahte ich und mir wurden zwei Minuten Zeit dafür eingeräumt.

Nun ging es Direkt los mit dem Fallbeispiel. Keine Fragen zu mir, meinem therapeutischen Verfahren oder irgendwelche Fragen zur Psychologie oder Psychologischen Diagnostik.

Fallbeispiel:
Frau Antje Petersen ließt vor. Arbeitsauftrag an mich: „machen Sie eine Anamnese“
Eine Frau 37 Jahre alt kommt in Ihre Praxis und möchte mit Ihnen eine Gesprächstherapie machen und mit Ihnen reden. Sie hat Ihren neuen Job wegen Corona verloren und habe gerade keinen Antrieb mehr und sei seitdem sehr niedergeschlagen.
Ich: „Seit wann ist Sie niedergeschlagen“
Seit einigen Wochen, dabei habe sie sich gerade etwas erholt, da sie nach dem Tod Ihres Kindes vor drei Jahren
„Nimmt Sie Medikamente?“
Ja, Citalopram ein Antidepressivum“
„War Sie schon in Behandlung wegen psychischer Probleme?“
Sie hat eine dreiwöchige Mutter-Kind Kur gemacht – ansonsten nicht.
 „Nimmt Sie Drogen“
Wie kommen Sie denn gerade auf Drogen – welche Drogen?
„na Alkohol zum Beispiel“
Sie trinkt ab und zu ein Glas mit Ihrer Freundin
„Hat Sie Gedanken sich aus dem Leben zu nehmen?“
Sie haben gerade erst angefangen mit der Frau zu reden. Würden Sie jetzt wirklich nach Suizid fragen? „Ja, um eine Gefährdung auszuschließen“
offensichtlich etwas genervte Antwort: Sie ist nicht Suizidal
„Ok, ich habe jetzt im Hinterkopf, dass ich gerne Depression und eine Anpassungsstörung Differentialdiagnostisch abprüfen … „
Stopp, hören Sie auf, Sie wissen noch Garnichts über die Frau – machen Sie eine Anamnese“

Der Stress steigt in mir und ich weiß nicht genau, was mit „machen Sie eine Anamnese gemeint ist“ Innerlich denke ich, dass ich doch gerade dabei bin Symptome zu prüfen und Gefährdungen auszuschließen – das ist doch eine Anamnese.
Ok denke ich – dann gehe ich jetzt mal die Hauptsymptome der Depression ab.
geminderter Antrieb und gedrückte Stimmung habe ich schon gehört
Ich Frage also nach Hobbys, um nach einem Interessensverlust zu forschen.

„Hat Sie Hobbys“
Ja, sie sammelt Kinderbücher
Sie sitzt am Grab ihres Kindes und liest ihm aus den Büchern vor. Außerdem geht sie eigentlich gerne wandern. Aber gerade nicht mehr.
„Wie ist die Konzentrationsfähigkeit“
Nicht so gut.

So gehe ich weiter die Nebensymptome der Depression nach ICD10 durch und kann nach kurzer Zeit eine schwere Depression mit somatischem Syndrom diagnostizieren, wobei ich im Stress nicht alle Kriterien des somatischen Syndroms abprüfe. Nun weiß ich nicht mehr weiter.
Ich habe weitere Details zur Frau erfahren wie zum Beispiel, dass Sie und Ihr Mann einen Gendefekt haben und es noch ein weiteres Kind gibt, dass deswegen nur eine Niere hat. Sie hat Freunde und ein unterstützendes Umfeld, dass am Tod des Kindes Anteil nimmt. Über Ihre psychischen Probleme redet sie mit den Freunden nicht.

Fragen Sie weiter. Sie können jetzt keine Diagnose stellen. Die Frau ist erst seit 15 Minuten bei Ihnen und Sie kennen Sie noch gar nicht.

Ab jetzt beginne ich ziemlich wahllos in die Geschichte hineinzufragen, weil ich im Stress nicht weiß, was Frau Petersen noch weiter wissen möchte. Ich erfahre noch weitere Details, die mich jedoch nicht weiter bringen im Bezug auf die Frage, was noch fehlt an Fragen oder Wissen bei mir. Ständig denke ich an Differenzialdiagnostische Fragen – und mir fällt nichts ein. Für mich ist die Sache mit der Depression klar und auch klar, dass ich einen solchen Fall abgeben würde und eine freiwillige Selbsteinweisung empfehlen würde.

Nach weiteren fünf Minuten:

Bitte gehen Sie einmal raus – ich möchte mich gerne mit meiner Beisitzerin besprechen

Ich gehe also raus und hab schon so ein Gefühl, dass es vorbei ist. Fiberhaft denke ich nach, was ich noch fragen könnte. Mir fällt noch ein, dass ich nicht weiß, wer das Citalopram verschrieben hat.

Ich werde wieder hinein gebeten.

Also ich habe mich mit meiner Beisitzerin besprochen und wir…
Ich unterbreche und mir wird Raum gegeben noch weitere Fragen zu stellen – obwohl klar war, dass jetzt die Absage für die Prüfung käme. Ich stelle meine Frage wer das Citalopram verschrieben hat und noch eine weitere, die ich vergessen habe.
Das war es jedoch nicht und mir wird mitgeteilt, dass ich die Prüfung nicht bestanden habe. Mist!

Sie haben keine ordentliche Anamnese gemacht. Kennen Sie die Namen der Kinder? Sie wissen nicht, warum das Kind verstorben ist. (Beide Eltern haben einen Gendefekt und die Kinder sind deshalb betroffen – das erste Kind ist an den Folgen eines Gendefekts auf dem Weg zum Krankenhaus in den Armen der Mutter verstorben und die beiden machen sich große Selbstvorwürfe)
Was macht dieses Thema in der Partnerschaft?
Sie haben Nicht nach weiteren Körperlichen Symptomen gefragt (Herz oder Übergewicht (Nebenwirkung Citalopram) oder nach dem Appetit zum Beispiel)
Ebenso hätten Sie fragen können, ob die Eltern der beiden schon psychische Probleme hatten.
Die beiden haben auch schon mehrfach künstliche Befruchtung versucht und viel Geld dafür ausgegeben – (das hätte ich auch heraus finden können/sollen (Bei einer künstlichen Befruchtung kann man wohl den Gendefekt irgendwie umgehen))

So bin ich also durchgefallen. In meinem innerlich hochgefahrenen Zustand sage ich nur Ja und Amen zu den Erklärungen und verlasse den Raum.

Fazit:
Für eine mündliche Prüfung in Husum ist es superwichtig eine ausführliche Anamnese zu machen. Also Familienanamnese, Sozialanamnese, Biografie Anamnese, Sexualanamnese usw.
Das habe ich vernachlässigt und mich innerlich auf ein Kreuzverhör zum ICD10 und zu Gefahren erkennen eingestellt. Ich habe irgendwie gedacht, dass ich mich nur so lange im Fallbeispiel aufhalte, bis ich eine Diagnose stellen kann. Die Prüfung in Husum ist anders. Es gibt ein Fallbeispiel und viel Zeit damit zu arbeiten. Als wäre die Person in der eigenen Praxis und man würde Fragen, was man eben so fragt.
Ebenso habe ich vergessen nach den Nebenwirkungen des Antidepressivums zu fragen und die vergessenen Punkte des somatischen Syndroms haben auch zum nicht bestehen beigetragen. Meine fehlende Struktur in den Fragen wurde auch bemängelt (klar, es war ja zielloses Fragen, weil ich nicht wusste, was gefordert ist).

Wenn man diese Dinge im Hinterkopf hat ist die Prüfung fair und bestimmt gut zu machen. Ich wusste es nicht und habe es nicht geschafft, aus meinem Stresskarussell auszusteigen. Frau Petersen hat immer wieder versucht mir neue Details zum Fall zu verraten, obwohl meine Frage nicht direkt da hin zielte. Es war ein unterstützendes Umfeld.
Schleswig Hollstein geht also auch bei der mündlichen Prüfung einen eigenen Weg. Aussage von Frau Petersen: „Bei uns gibt es immer ein ausführliches Fallbeispiel“

Viel Erfolg!


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