2007/04 Berlin



Gedächtnisprotokoll der mündlichen Überprüfung zum HP Psychotherapie
am 04.04.2007, 09:00 Uhr (Berlin)



Lieber Norman, hier kommt das versprochene Gedächtnisprotokoll (Gemeinschaftsarbeit) von unserer mündlichen Prüfung. Wir waren zu viert in einer Gruppenüberprüfung. In Berlin können bei mündlichen Prüfungen auch Rollenspiele drankommen. Einer ist HP, der andere Patient.
Ich fand die Prüfung aufregend, aber nicht unfair. Ich habe vorher viel gelernt und das war auch wichtig. Sonst hätte ich mich zu unsicher gefühlt.

Nach Erledigung der Formalitäten im Vorzimmer wurde unsere Vierergruppe pünktlich
um 9:00 Uhr in den Prüfungsraum gebeten.

Kandidat 1:
Was fällt Ihnen alles zu Cannabis ein?
Es gab die Möglichkeit sich kurz zu sammeln und mit der Antwort einen Moment zu warten. Ich habe mich entschieden spontan zu antworten. Im Gegensatz zu anderen Wirksubstanzen verursacht Cannabis keine körperliche Abhängigkeit. Anhand der Cannabis-Drogenabhängigkeit entwickelten sich die grundsätzlichen Fragestellungen zu den Themen Sucht und Substanzmissbrauch wie Toleranzentwicklung, Beschaffung der Substanz steht im Mittelpunkt des Handelns, Einengung des sozialen Umfeldes, …
Weiter waren die Auswirkungen durch den Substanzmissbrauch wie Veränderung von Stimmung, Gedächtnis, Koordination, Denkstörúngen, … gefragt.
Eigengefährdung und Fremdgefährdung z.B. beim Führen von Maschinen oder Fahrzeugen waren ebenfalls richtige Antworten. Die vegetativen Auswirkungen wie Tachykardie und Schwitzen waren auch zu nennen.
Wichtig waren dann noch die Entzugserscheinungen wie Schwitzen, Erbrechen, Schlafstöfungen und Unruhe. Das Thema Therapie war nicht gefragt.
Ergänzend wurde das Thema Alkoholmissbrauch mit den Folgen Alkoholdelir und Alkoholhalluzinose angesprochen (Die Darstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit).

Kandidatin 2:
Die Fragen ergaben sich ausschließlich aus den von der Kandidatin fehlerhaft beantworteten Fragen der schriftlichen Überprüfung.
ACHTUNG: Unbedingt die schriftliche Prüfung nacharbeiten!

Kandidatin 3:
Der Prüfer las ein Fallbeispiel vor, in dem es darum ging, dass man mir mitteilen würde, dass sich eine 63 jährige Frau schlecht, kraftlos, appetitlos, lustlos u.ä. fühlen würde. Sie hätte auch abgenommen. (Ich bekomme nicht mehr alle Symptome zusammen). Meine Antwort lautete in etwa folgendermaßen: Auf der Grundlage der Beschreibung eines Dritten könne und dürfe ich keine Diagnose stellen. Ich müsse die Patientin persönlich sehen. Meine Vermutung war natürlich "Depression". Wenn mir die Patientin dann gegenübersäße, würde ich erste Anhaltspunkte über ihr äußeres Erscheinungsbild, (gepflegt/vernachlässigt), ihre Sprache (schnell, langsam, Tonfall, etc.) und ihre Haltung (zusammengesunken, hängender Kopf etc.) erhalten. Dann würde ich sie fragen, ob sie schon beim Arzt gewesen sei. Wenn ja, welche Befunde?
Weiter würde ich sie fragen, ob es "so was" in ihrer Familie schon mal vorgekommen sei.( Genetische Häufung )
Oder bei ihr, vielleicht früher schon mal. (Wiederkehrende Episoden) Weiter würde ich sie fragen, ob sie in einem Familienverband lebe (eventuell braucht sie Betreuung), ob sie beruflich (sofern sie noch arbeitet) und mit ihrem Alltag zurecht komme, ob sie an ihren Beschwerden sehr leiden würde, wie sie sich, auf der Skala von 1 - 10, vor ihrer Krankheit gefühlt habe, jetzt fühle und wo sie hin möchte.(Wo könnte man supportiv weiterhelfen) Weiter würde ich sie fragen, ob sie Schlafstörungen hätte und ob es ihr morgens besonders schlecht ginge.(Morgentief !!!) Weiter würde ich nach psychotischen Symptomen fragen. In der Art wie: Hören sie Stimmen? Wenn ja, was sagen die?
Werden sie von diesen Stimmen beschimpft? Haben Sie Angst? Fühlen sie sich bedroht? Haben sie Schuldgefühle? (eventuell Verarmungswahn, hypochondrischer Wahn, Schuldwahn). Dann würde ich der Frage nachgehen, inwieweit die Patientin SUICIDGEFÄHRDET ist. Da würde ich nach dem bekannten Fragenkatalog vorgehen. Der Prüfer schien bis hierhin zufrieden und fragte noch einmal, welche körperlichen Beschwerden denn typisch für eine Depression seien. Darauf hin zählte ich “ Druckgefühl auf Herz, Bauch und Kopf und Gliederschmerzen" auf. Irgendwann hatte ich auch noch erwähnt, dass ich einen Patienten mit diesen Symptomen zum Facharzt oder in eine Klinik abgeben würde.(Wir müssen unsere Grenzen wissen!!!! Evtl. müssen Antidepressiva verordnet werden). Alles in allem war das so ungefähr mein Part. Was ich gut fand, war,dass zu jedem Prüfungsthema (zusammen mit der Gruppe) noch ein bißchen ergänzt und diskutiert wurde. Das lockerte die Stimmung auf und man fühlte sich nicht so allein auf dem "Heissen Stuhl".
Mein Tipp an die nächsten Prüflinge(mündliche Prüfung) in Berlin: Fakten, Strukturen, Leitsymptome lernen! Der „Rest“ taucht dann schon wieder auf.....

Kandidat 4:
Hier wurde nach dem" Borderline - typus" gefragt.
Er konnte die Hauptpunkte wie "Identitätsstörung, Impulsivität, Neigung zu Selbstverletzung, Suicidgefährdung, Wechsel zwischen Bewunderung und Niedermachen" einer Person aufzählen, und mit Beispielen ein wenig ausschmücken. Z.B., dass ein "Borderliner" versuchen würde, ein Team oder z.B. unsere Gruppe (Den Prüfer gegen uns,und uns gegeneinander und gegen den Prüfer aufzuwiegeln und Unfrieden zu stiften usw.) Na, zum Glück war kein Mensch mit dieser Störung in der Nähe, und unsere Überprüfung neigte sich langsam "ungespalten" dem Ende zu. Kandidat Nr.4 erwähnte noch, dass diese Persönlichkeitsstörung zwischen Neurose und Psychose anzusiedeln und schwer zu behandeln sei. Als er gefragt wurde, welche Behandlung er vorschlagen würde, machte er glaubhaft klar, dass Borderliner kaum zu behandeln seien, man müsse sie aushalten und sie nicht fallenlassen. Anschließend wurde noch diskutiert, dass bei Menschen mit dieser Störung oft in der Kindheit körperlicher und/oder sexueller Mißbrauch vorgelegen habe und schon in der "oralen Phase" , in der Urvertrauen und Urmißtrauen gebildet werden, Fehlentwicklungen stattgefunden haben könnten.

Abschließende Frage an alle:
Dürfen Sie Medikamente verordnen?
Die richtige Antwort war nach Auffassung des Prüfers „JA“,rezeptfreie Medikamente darf auch der HP Psychotherapie verordnen. Der Exkurs, dass rezeptfreie Medikamente jedermann in der Apotheke erhält und nach Belieben einnehmen kann, wurde dann mit dem deutlichen Hinweis ausgebremst, dass wir im Falle einer „Verordnung“ für eventuelle Folgen zur Rechenschaft gezogen werden können. Das war die einzig rechtliche Frage.

Anschließend sollte noch jeder ein paar Sätze über seine Zukunftspläne erzählen, und dann hatten wir ES geschafft.

Wir alle haben die mündliche Überprüfung bestanden. Sie fand in einer angenehmen Atmosphäre statt. Der Prüfer war ruhig, wohlwollend und stellte "weiterhelfende" Fragen.


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