2008/05 Gelnhausen



Protokoll zur Überprüfung zur Heilpraktikerin Psychotherapie in Gelnhausen 05/2008Hallo und guten Tag,

nachdem ich die Protokolle von anderen Teilnehmern an Überprüfungen für Heilpraktiker/Psychotherapie hier aufmerksam gelesen habe, möchte ich euch gern auch meine Erfahrungen mitteilen. Am 20. Mai 08 habe ich an dieser Überprüfung beim Gesundheitsamt Gelnhausen/Hanau teilgenommen. Ich habe in meinem Leben schon viele Prüfungen abgelegt – aber so etwas habe ich noch nie erlebt. So viel Arroganz und Überheblichkeit auf einmal – war nicht auszuhalten.
Um 10.45 h wurde ich von der Beisitzerin HPP hereingebeten, die ansonsten die Rolle einer Schaufensterpuppe hatte. Der Amtsarzt Herr Dr. Ernst verlangte meinen Personalausweis, fragte ob ich mich in der Lage fühle an der Überprüfung teilzunehmen und ob ich zustimme, dass die Prüfung per Audio aufgezeichnet werden darf. – Ich stimmte zu. –

Sodann die 1. Frage: „Ein Patient kommt zu Ihnen in die Praxis und atmet sehr schnell“ – „Was machen Sie“? Zuerst dachte ich, ich hätte mich verhört. Aber nein – „Was machen Sie?“ Ich habe von Verdacht auf Hyperventilieren, mit allem drum herum geantwortet – was ich aber nicht sagen konnte war die genaue Definition von: „wie oft ist schnell atmen in 1 Minute.“ Nachdem ich noch alle Notfallszenarien (bis hin zur Ohnmacht) aufgezählt hatte etc. hat er dann die Frage als unbeantwortet abgeschlossen.

Nächste Frage: „ Welche Gesetze sind für Sie als HPP relevant?“

Also sagte ich die relevanten §§ was im Heilpraktikergesetz steht auswendig auf. – Welche noch? Ich erwähnte das PsychKG. Er wollte Paragraphen hören. Wusste ich nicht. Ich erwähnte das Einweisungsgesetz (Hessen) und beschrieb genau anhand einer Notfallsituation wie sich das abspielt. Er grinste nur. Welche Gesetze noch: Das Grundgesetz. Welche Paragraphen. Das BGB – welche Paragraphen? Kurz und schlecht – ich hatte keine Paragraphen auswendig gelernt. Frage nicht beantwortet.

Nächste Frage: „ Zählen Sie mir „acht!!!!“ Geschlechtskrankheiten auf
Und welche Gesetze relevant sind. Mir fielen insgesamt 4 Geschlechtskrankheiten ein: AIDS, Lues, Gonorrhöe, Chlamydien….dann beschrieb ich, dass es sowohl bei AIDS als auch bei Lues zur Demenz kommen kann. Er fragte dann noch detailliert wie AIDS übertragen wird, den Krankheitsverlauf und wie das Virus heißt. Mir ist das HIV nicht eingefallen und er sagte nur das wär Allgemeinbildung. Ja klar – hab ich nicht. Dann wollte er die genauen Stadien von Syphilis erklärt haben. Ich hab einiges gesagt aber das hat natürlich auch nicht gereicht. Und ich habe nicht gesagt, dass diese Krankheiten nach dem Bundesseuchengesetz meldepflichtig sind.
Ach ja – und „Krätze“ hätte er auch noch hören wollen.

Die 4. Frage hat dann der Psycho gestellt: Fallbeispiel: „Eine 80jährige
Frau wird von ihren Angehörigen zu Ihnen in die Praxis gebracht. Sie ist desorientiert, verwirrt, Gedächtnisstörung, noch ein paar Funktionsstörungen, die mir gerade nicht einfallen und sie hat Mundtrockenheit. – Ich will von Ihnen 6 Diagnosen hören.“ Ich habe von Alzheimer über Vaskuläre Demenz, über Delir bis Dehydriertheit alles Mögliche gesagt und auf die Frage wie ich Dehydriertheit feststelle geantwortet – dass die Hautfalte dann stehen bleibt. – „ Wie lange?“ Ich sagte 3 Sekunden – Er sagte 1 Sekunde. Was ich nicht gesagt hab war „Verdacht auf Diabetes“ und auf meine Empfehlung die Frau ins Krankenhaus zu bringen da Dehydriertheit ein lebensbedrohlicher Zustand ist – sagte er „wieso, vielleicht hätte ich ihr mal ein Glas Wasser anbieten sollen!!!
Das wars dann. Ich wurde kurz rausgeschickt und als ich wieder Platz genommen hatte, fragte mich der Amtsarzt Dr. Ernst, ob ich der Meinung sei, dass „man mich auf die Menschheit loslassen könne“. Ich sagte, ja selbstverständlich könne man das. Der Meinung seien sie aber nicht. (Was soll ich jetzt tun – vielleicht Suizid?) Da mir spätestens in diesem Augenblick klar war, dass ich die Prüfung nicht bestanden hatte und ich mich auch jetzt, augenblicklich dazu entschlossen hatte die Prüfung nicht wiederholen zu wollen, erlaubte ich mir einige persönliche Anmerkungen zu machen. Diese hier auszuführen würde allerdings zu weit führen. Ich fragte dann noch „wars das jetzt?“ – Ja. Dann bin ich aufgestanden und habe kommentarlos den Raum verlassen.

Meiner „Lernkollegin“ ist es ähnlich ergangen. Sie wurde gefragt wie ein Defibrilator funktioniert?

Leider hatten wir beide nicht die Gelegenheit unser umfangreiches Wissen über Psychische Krankheiten, die Therapien und wie wir arbeiten darzustellen. Das ist wohl in diesem Gesundheitsamt zweitrangig. Wichtig ist 8 Geschlechtskrankheiten aufzählen zu können und zu sagen, dass man diese laut Bundesseuchengesetz nicht behandeln darf. Und man sollte die Hygienevorschriften auswendig können. Wir wurden auch im Rahmen unserer „Ausbildung“ nicht im Geringsten auf so etwas hingewiesen. Ich mache die Prüfung nicht noch einmal. Ich habe keine Lust den kompletten ICD-10 auswendig zu lernen – denn damit müsste ich wohl auch rechnen.

Ich kann mich der Kollegin aus Mainz nur anschließen – auch in Hanau/Gelnhausen scheint man sich über jeden zu freuen, der mit gesenktem Haupt den Raum verlässt – diesen Gefallen habe ich ihnen aber nicht getan.

Beste Grüße aus Bruchköbel
Ruth M.


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