2010/12 Heilbronn



Hallo miteinander,

 

seit gestern gibt es zwei weitere HP Psychs. Angelika und ich haben in Heilbronn die Überprüfung bestanden und für alle kommenden "Heilbronner" habe ich mal die Fragen und das Fallbeispiel angehängt:

 

Der Psychologe in Heilbronn war absolut in Ordnung. Er strahlte eine angenehme Ruhe aus und man merkte ihm an, dass er sich über die richtigen Antworten/Ansätze gefreut hat. Mit dabei war noch eine Heilpraktikerin die später dann das Fallbeispiel vorlegte. Die restlichen beiden beteiligten Personen meldeten sich nicht zu Wort.

 

An direkten Fragen kam vor:

 

- Affektive Störungen -> Allgemeine Infos, Therapie, (--> Suizidalität), Formen

- Suizidalität in der Praxis -> An wen wende ich mich, was unternehme ich, wo ruf ich zu welcher Uhrzeit an (Ordnungsamt/Notruf)?

 

Hierzu will ich kurz erwähnen, dass uns vom Ordnungsamt Esslingen gesagt wurde, dass die 112 die Nummer der ersten Wahl ist, was den Prüfer etwas irritierte da er nicht verstand warum wir die Feuerwehr holen wollen... =) Er hat es dann auf regionale Regelungen geschoben und die Sache war erledigt.

 

Die Antworten waren natürlich parat und so übergab der Psychologe das Wort an die Heilpraktikerin, welche einen Fall auf Papier vorlegte:

 

Frau (39 oder 49 Jahre, weiß es nicht mehr genau), nimmt Tabletten, hat Schlafprobleme, ist verheiratet, fühlt sich den täglichen Anforderungen nicht mehr gewachsen, ständig müde und erschöpft, grübelt viel, hat stark abgenommen in letzter Zeit aufgrund Appetitlosigkeit, hat einen Sohn (12 Jahre) den sie in letzter Zeit öfters geschlagen hat. Das Jugendamt hat sie zu mir überwiesen.

 

Durch die Anamnese habe ich folgende weiteren Infos erfahren: Die Tabletten sind Antidepressiva und Benzos (gegen die Schlafstörungen), die sie "halt mal verschrieben bekommen hat". Die Benzos schon seit mehreren Monaten (!) und die AD seit noch längerer Zeit. Die Tabletten nimmt sie regelmäßig ein. Suizidal ist sie nur "leicht".

Ihr Sohn hat ADHS und sie verprügelt ihn seit 2-3 Jahren recht heftig, davor war es nicht so. Interessen und Unternehmungen mit Freunden bekommt sie aufgrund ihrer Situation und ihrer Erschöpfung nicht mehr hin. Das Verhältnis zum Rest der Familie (2. Kind, Mann) ist nicht betroffen, nur gegenüber dem Jungen hat sie die Ausraster. Essstörungen liegen nicht vor. In der Herkunftsfamilie gab es sonst keine psych. Erkrankungen und in Behandlung war sie bisher auch nicht. Es gab kein konkretes Ereignis, welches zu ihrer jetzigen Situation geführt hat.

 

Nach der Anamnese sollte ich dann eine Verdachtsdiagnose stellen. Da einen hier die Depression nahezu anspringt zählte ich schnell alle Symptome auf und vermutete, dass das ADHS des Jungen die Mutter komplett überfordert und sie ihn deshalb verprügelt. Persönlichkeitsstörungen (Impulsiv/BL) schloss ich aus da die Symptome nur beim Jungen auftreten, kein selbstverletzendes Verhalten vorhanden war und das konkrete Problem mit dem Jungen auch erst seit 2-3 Jahren besteht. Alkoholabhängigkeit war ebenfalls nicht vorhanden und organisch war alles bestens.

 

Die Heilpraktikerin schaute mich daraufhin komisch an und fragte mich ob das alles sei. An dieser Stelle war ich leicht verunsichert, da in dem Fall zwar viel enthalten war aber aufgrund der Anamnese genauso viel wieder verworfen werden konnte. Ich sagte, dass ich ursprünglich an eine Persönlichkeitsstörung (impulsiver Typ) dachte, sich diese allerdings nicht erst mit 37/47 Jahren zeigt. Da ich vermutete, dass sie aber genau darauf hinaus wollte (sie hatte so einen seltsames Zucken in den Augen beim Wort Persönlichkeitsstörung... ^^) erklärte ich, dass ich natürlich auch Inventare verwenden könnte um den Verdacht einer PS zu bestätigen. Sie sagte mir, dass es eine Borderlinerin ist und sie jetzt wissen will wie ich speziell BL behandeln würde.

 

Etwas irritiert erläuterte ich verschiedene Möglichkeiten aus der VT, Eiswasser als Möglichkeit den Druck abzubauen, soziales Kompetenztraining, Familientherapie,... aber mir fiel nichts ein was speziell (!) für BL geeignet ist. Nach weiteren Infos darüber wie schwer PS generell zu behandeln sind war die Zeit um und ich wurde hinaus gebeten. Kurze Zeit später sagte man mir, dass ich bestanden habe und die Heilpraktikerin sagte auf meine Frage hin, dass sie Marsha Linehan hätte hören wollen (meine restlichen Methoden wurden während der Überprüfung abfällig weggewischt).

 

Fazit: Die Atmosphäre war eigentlich recht angenehm nur bei der Heilpraktikerin hatten wir beide das Gefühl, dass sie einen absichtlich in eine falsche Richtung locken wollte und die Angabe der 2-3 Jahre (als die Problematik plötzlich begonnen hat) aufgrund unserer Rückfrage war wohl ein schlechter Witz wenn man auf eine PS kommen soll...

 

Aber bestanden ist bestanden und ich möchte mich bei Annette für das super Seminar bedanken, sowie allen weiteren Prüflingen die Daumen drücken.


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