2008/04 Köln



Protokoll zur mündlichen Überprüfung zum Heilpraktiker Psychotherapie in Köln 04/2008Lieber Herr Ehlert,

da ich in den vergangenen Zeiten während der Prüfungsvorbereitung so oft von Ihren Seiten profitiert habe, möchte ich mich mit meinem Prüfungsprotokoll für Ihre Sammlung bei Ihnen bedanken. Es war sehr nützlich für mich, immer wieder die Protokolle zu lesen und sich ein wenig auf die Stadt einzuschießen, in der man die Prüfung ablegt.
Bei mir war es Köln und hier ist das Protokoll:

Prüfungsprotokoll zur mündlichen Überprüfung am 28.4.2008 Gesundheitsamt Köln

Anwesend waren der Amtsarzt, eine Psychoanalytikerin und als Beisitzerin eine Heilpraktikerin (Psychotherapie). Die Atmosphäre war freundlich, ansonsten eher gelangweilt.

Zunächst hatte der Amtsarzt ein wenig Probleme mit dem Aufzeichnungsgerät, das nicht gleichzeitig laden und aufzeichnen wollte: „Das Gerät ist halt keine Frau, die zwei Dinge gleichzeitig machen kann…“, meinte er und erntete dafür von den beiden Damen Schimpfe. Das allerdings konnte ich nicht nachvollziehen. Durch diese ungewollt komische Situation, legte sich meine Aufregung ein bisschen.

Die erste Frage war, ob ich mit der Aufzeichnung einverstanden sei, die nächste, ob noch etwas zu den Unterlagen hinzukomme. (Das sind ja für Köln übliche Fragen, wie ich aus anderen Protokollen gut wusste). Ich hatte noch eine Bescheinigung über die Selbsterfahrungstherapie dabei, die gründlich beäugt wurde.

Dann kam die dritte übliche Frage: „Warum möchten Sie die „Heilerlaubnis?“ Ok, darauf war ich vorbereitet und spulte alles ab, was ich mir zurecht gelegt hatte (übrigens seit vielen Tagen 24h ständig im Kopf – fast wie ein Zwangsgedanke ;) )

Ich hielt einen Monolog von etwa zehn Minuten und wurde nicht unterbrochen. Ich erzählte von meiner Arbeit beim ambulant betreuten Wohnen, von den Klienten, davon, dass ich vorerst dort weiterarbeiten möchte, aber die Arbeit um Psychotherapie erweitern möchte. Von der Analytikerin bekam ich durch beständiges Kopfnicken viel Feedback, der Amtsarzt war mehr mit seinem Handy beschäftigt… die HP sagte nichts.

Dann kam die Frage vom Amtsarzt , ob ich schon einmal „etwas Gefährliches“ erlebt hätte bei der Arbeit im ambulant betreuten Wohnen. Nun konnte ich weiter erzählen und berichtete einige Minuten (ununterbrochen) von meinen „gefährlichen Situationen“ (Suizidalität, nächtliche Einsätze etc.).

Die nächste Frage kam von der Analytikerin, die meinte, dass meine Tätigkeit doch eher sozialpädagogisch oder pädagogisch sei und wo denn da die Psychotherapie Platz hätte und wie die denn aussähe. Ich erklärte, dass das eben das wäre, worauf es in Zukunft nach erfolgter Weiterbildung in REVT und euthymer Therapie hinausliefe. Ich würde dies in der Einrichtung nach Absprache im Team anbieten. Das genügte.

Die HPPsych stellte eine Frage nach der Trägerschaft der Einrichtung und wollte sonst nichts wissen.

Dann kam der Fall (mal sehen, ob ich ihn noch ganz erinnern kann):
Eine 34 jährige Mediengestalterin hat 5 Paracetamol eingenommen, weil sie unglücklich verliebt ist in ihren Nachbarn, einen Bauchtänzer. Sie fühlt ihn überall um sich, obwohl sie ihn erst einmal gesehen hat. Eine Wahrsagerin hat ihr die „Besetztheit“ (komisches Wort) bestätigt. Das Denken ist klar und geordnet.
Hierzu sollte ich nun alle Diagnosen/ Differentialdiagnosen aufzählen. Ich meinte, dass die Darstellung ein wenig dürftig sei und dass ich deshalb nicht so viel dazu sagen könne. Ob ich denn noch Fragen dazu stellen könne.

Daraufhin meinte die Analytikerin etwas ungeduldig:
„ Nun, zählen Sie doch einfach mal die Diagnosen auf, die Ihnen dazu einfallen. Wir müssen ja hier prüfen, was Sie von Psychopathologie wissen“ Ok, dachte ich, und habe dann losgelegt und jeden Punkt und jedes Komma zum Symptom gemacht… ne, nicht ganz so. Zuerst erwähnte ich, dass eine ganz normale Verliebtheit vorliegen könne, bei der man ja auch durchaus mal ein wenig „daneben sein könnte“. Ich sah die Einnahme der 5 Paracetamol als evt. histrionische Züge. Ich setzte dieses „sie fühlt ihn überall“ in einen Vergleich zwischen, ich selbst „fühle“ auch gerade alle meine Freunde, wie sie an mich denken (also normal) und eher schizoid. Dann meinte ich noch, dass mit den wenigen Angaben eigentlich ALLES sein könnte, einschließlich raumfordernder Prozesse und dass dieser „Fall“ mit Hinblick auf evt. psychotische Züge auch fachärztlich abgeklärt werden müsse.
Nachgehakt wurde an der Stelle, als ich auf das klare und geordnete Denken kam, zu dem ich meinte, dass man danach quantitative Bewusstseinsstörungen ausschließen könne, aber nicht unbedingt alle formalen oder inhaltlichen Denkstörungen oder Wahn. Ich müsse halt mehr dazu wissen, die Patientin befragen.
Damit war der Fall erledigt. Keine Fragen zur Behandlung o.ä.

Dann fragte der Amtsarzt noch, was ich denn tun würde, wenn ich noch einmal in eine solche „gefährliche Situation“ wie oben käme, Samstag Abend um 22:30h und die Chefin nicht erreichbar sei… aha, da war es, das Psych KG (auch typisch für Köln in dieser Form). Ich fragte noch mal nach, ob es denn um Suizidalität oder einen anderen psychiatrischen Notfall ginge und er meinte: „Ja ja Suizid.“

Gut, ich spulte alle in Frage kommenden Vorgehensweisen für die drei Gemeinden ab, mit denen ich es zu tun bekommen könnte, erklärte, dass ich jeweils mit den Ämtern und Feuerwehr und Polizei gesprochen habe und wunderte mich laut über die uneinheitlichen Maßnahmen… ich war ja inzwischen lockerer... Das genügte so. Der Amtarzt machte noch eine etwas zynische Bemerkung über die „Provinzen“ und entließ mich dann nach draußen; man müsse sich nun beraten.

Ich hatte draußen kein Gefühl, ob es gereicht hat. Im Gegenteil, ich vermisste, wirklich geprüft worden zu sein.
Nach zwei Minuten wurde ich wieder hereingerufen und man händigte mir die Erlaubnis aus. Huch?! Die HPPsych sagte jetzt auch etwas, nämlich: „Nun freuen Sie sich mal…“, was ich dann auch tat.

Insgesamt waren alle drei freundlich, allerdings hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass die Prüfung abgespult wurde. Es wurde nirgends nachgehakt, nichts hinterfragt, man wollte nichts weiterführend wissen oder ähnliches. Vielleicht liegt es daran, dass meine Unterlagen umfangreich waren und ich die schriftliche Prüfung mit 100% bestanden hatte.

Die Atmosphäre wirkte aber eher etwas desinteressiert – ich weiß es nicht. Also sollte man die Prüfung keinesfalls zu „persönlich“ nehmen und sich im Vorfeld so verrückt machen, wie ich es getan habe.

Als Tipp für Köln: Legt euch euer Konzept, was Ihr mit der Erlaubnis machen wollt wirklich gut zurecht. Es sollte auf jeden Fall das Hauptaugenmerk deutlich auf Therapie liegen, nicht auf Beratung. Und Ihr solltet auch von selbst darauf zu sprechen kommen, mit welchen Verfahren Ihr arbeiten wollt. Wenn das klar herauskommt, dann ist die Prüfung schnell vorbei. Es waren insgesamt mit Verwaltung und Wartezeit 30 Minuten bei mir.

Mit freundlichen Grüßen aus Bonn
Astrid H.


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