2020/01 Krefeld



Mein Prüfungstermin war der 7. Januar 2020 um 7:50 Uhr. Als ich gegen 7:35 Uhr dort ankam, war der Prüfling vor mir (Termin 7:30) noch nicht im Prüfungszimmer, sondern ging etwa 10 min später rein. Seine Prüfung dauerte dann 30 min, so dass die Verschiebung 20 min Betrug.

 

Die Prüfungskommission bestand aus dem Amtsarzt Herrn Steifelhagen und einer Psychologin, die mir die Fragen stellten. Hinzu kamen eine Protokollantin und eine Dame für das Organisatorische.

 

Wir saßen an einem großen Konferenztisch, es lagen Stifte und Papier für mich bereit, so dass ich mir hätte Notizen machen können. Die Atmosphäre war freundlich und positiv, ich sprach von meiner Nervosität, was mich selbst entlastete. Es gab durchaus auch witzige Momente, in denen gemeinsam gelacht wurde.

 

Die Prüfer machten sich Notizen, achteten meiner Meinung nach auf Fachbegriffe und erwarteten bestimmte „Schlagwörter“ zu den Krankheitsbildern entsprechend dem ICD-10.

 

Herr Stiefelhagen begann die Prüfung mit einem Rollenspiel, in der er als Klient (unruhig, agitiert) morgens um 8 Uhr vor meiner Tür stand und mir erklärte, dass er zufällig mein Schild gesehen habe und er zwar nicht glaube, dass ich ihm helfen könne, aber er habe trotzdem angeklingelt, weil es ihm so schlecht gehe und er nicht mehr weiter wisse. Ich bat ihn herein (freundliche und beruhigende Ansprache, Talking Down) und ließ ihn dann im Praxisraum weiter erzählen, stellte Fragen, die die Situation (Anpassungsstörung nach Eintritt ins Rentendasein, Depression, Einsamkeit, Leidensdruck, Ereignisse/ Auslöser in letzter Zeit) betrafen. Er erklärte, wie schlecht es ihm gehe, und ich brachte Fragen zur Suizidalität ein: „Ja,“ war die Antwort. „Er sei grad an Bahngleisen vorbei gekommen, da war ihm der Gedanke sehr nahe, dass ja sowieso alles sinnlos sei und wofür es sich überhaupt noch lohne zu leben.“ Ich antwortete ihm, dass ich froh sei, dass er dann ja an meinem Praxisschild vorbei kam und geklingelt hätte … dass das ja Hoffnung beinhalte. Die Hoffnung verneinte er, ihm könne wohl niemand helfen. Ich stellte Fragen zur Exploration des Präsuizidalen Syndroms nach Ringel. Dann fragte ich ihn, ob er Psychiatrische Kliniken kenne und erklärte, wie ihm da geholfen werden könne. Er schloss aus, dort freiwillig hinzugehen und Medikamente würde er auch nicht nehmen. Ich erklärte ihm die Wirkweise vom Antidepressiva.

Damit beendete Herr Stiefelhagen das Rollenspiel und fragte dann ab, was ich wohl tun würde, wenn der Patient sich überzeugen ließe und freiwillig in die Klinik gehen würde. Es war ihm wichtig, dass er auch dann vom Rettungswagen gefahren wird und nicht im Taxi, wo er jederzeit anhalten und aussteigen könne.

Anschließend ging es darum, wie die Situation bei Unfreiwilligkeit (Einweisung nach PsychKG) aussähe. Hier war es wichtig, dass außer dem Rettungswagen der Notarzt anwesend sei wegen der Erstdiagnose. Das hatte ich zunächst nicht klar ausgedrückt. Wir sprachen auch darüber, wie es dann im Psychiatrischen Krankenhaus weiter geht.

Außerdem griff Herr Stiefelhagen nochmal das Thema Antidepressiva auf, ihre Wirkungen/ Nebenwirkungen und ihren Einsatz zur Stabilisierung des Klienten, um Therapievoraussetzungen zu schaffen. Dann lehnte er sich zurück und übergab an die Psychologin.

 

Sie begann mit dem Thema PTBS. Ich erzählte einiges zu den Merkmalen, wurde wieder nervös, weil mir eines davon nicht einfiel. Herr Stiefelhagen beruhigte mich damit, dass bis jetzt alles okay gewesen sei. Ich erzählte weiter und die Psychologin gab dann ein „Denken Sie mal in Richtung Alltag“ ein, das löste meinen Knoten (Vermeidungsverhalten war der Begriff, den ich verzweifelt in meinem Hirn gesucht und nicht wiedergefunden hatte) und es floss wieder. Wir sprachen über Flashbacks/ Intrusionen. Es war wichtig, dass man sie ja nicht verhindern kann, und wie man dann damit umgeht und dem Klienten helfen kann, ins Hier und Jetzt zurück zu finden.

Ich habe, wenn es passte, ins Gespräch eingebracht, wie ich konkret als Kunsttherapeutin arbeite/ arbeiten würde (Ressourcenorientierung, Stärkung) und auch, welche Erfahrungen ich in klinischen Praktika gemacht habe. Ich hatte das Gefühl, dass diese Bezugnahmen gut ankamen.

 

Nun lehnte sich auch die Psychologin zurück, alle schauten zur Protokollantin und diese sagte: „Dann darf ich Ihnen jetzt verkünden, dass Sie die Überprüfung bestanden haben.“ Ich war überrascht, die Zeit (35 min) war total schnell vergangen. Es gab noch ein bisschen Feedback und ich bedankte mich für die gute Atmosphäre. Ich konnte durch das Rollenspiel am Anfang entspannt ins Geschehen einsteigen ohne den Druck des Abfragens von Punkten einer Liste.

 

Sie erklärten mir noch, dass die Praxiseröffnung erst möglich sei, wenn ich die Urkunde über das Bestehen der Prüfung in den Händen halte. Die Prüfung ist jetzt 4 Wochen her und ich warte noch auf das Eintreffen derselben.

 

Insgesamt bin ich total zufrieden mit der Prüfung, fand die Atmosphäre wohlwollend und wertschätzend. Ich hatte echt viel gelernt im Vorfeld und natürlich kann nur ein Bruchteil davon abgefragt werden, aber es wurden schon konkrete Aussagen und Klarheit sowie ein gutes Gespür für die dargestellten Situationen erwartet.

 

Ich wünsche allen kommenden Prüflingen viel Erfolg. Es ist auf alle Fälle machbar!


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