2017/03 Köln



Überprüfung zum HP Psychotherapie im Gesundheitsamt Köln am 18.03.2017

 

Anwesend: Der Amtsarzt (kein Psychiater), ein Psychiater, ein Heilpraktiker und eine Heilpraktikerin für Psychotherapie

 

Der Ablauf in Stichworten:

1. Begrüßung

Der Amtsarzt (kein Psychiater) holte mich im Wartebereich ab. Im Prüfungsraum saßen die anderen Prüfer. Freundlich-offizielle Begrüßungsrunde, mir wurde auf Nachfrage gerne ein Glas für mein mitgebrachtes Wasser gebracht. Wir saßen an einem kleinen runden Tisch.

2. Ausweiskontrolle und Frage nach weiteren mitgebrachten Unterlagen.  

Hier ergab sich auch ein inoffizielles Gespräch über mein Studium (Bsp. Psychologie) und was an der Uni alles so vermittelt wird und wie das so läuft. Das war wirklich freundlich, lächelnde Menschen, wertschätzende und interessierte Blicke, zustimmendes Nicken, bestätigendes „MHM“ etc.– ein normales Gespräch auf Augenhöhe.  Das schlug dann ab Phase 3 um.... Näheres beschreibe ich dann am Ende.

 

Dann der offizielle Prüfungsteil, der mit Einschalten des Diktiergeräts begann.

3. Amtsarzt: Fragen zu meinem Plänen

·         Warum wollen Sie HPP werden?

·         Mit wem wollen Sie arbeiten?

·         Welche Krankheitsbilder wollen Sie behandeln?

·         Welche Therapieform wollen Sie nutzen?

·         Etc.

4. Übergabe an den Psychiater: Fallbeispiel

·         Vorlesen des Falls. (Dieser war sehr lang. Es war eine Anpassungsstörung mit depressiver Reaktion. Da ich Menschen mit Anpassungsstörungen und Konversionsstörungen als meine Zielgruppe angegeben hatte, nehme ich an, dass der Fall deswegen ausgewählt wurde).

·         Was sind ihre differenzialdiagnostischen Überlegungen? (ich wollte hier eine komplette Anamnese durchgehen, ich wurde unfreundlich unterbrochen, dass ich mir das sparen kann – kann aber auch Teil des Plans sein, um mich zu irritieren – wer weiß, hätte ich sie nicht gemacht, wäre vielleicht gekommen: Sie haben vergessen, Suizidalität zu prüfen! )

·         Was ist ihre Diagnose?

·         Wie behandeln Sie?

·         Etc.

5.  Zurückgabe an den Amtsarzt: Suizidalität & Notfall / Unterbringung / Psych KG

·         Wie überprüfen Sie, ob jemand suizidal ist?

·         Welche Namen und Konzepte fallen Ihnen zu dem Thema ein?

·         Was tun Sie, wenn Sie feststellen, dass jemand suizidal ist?

·         Was tun Sie außerhalb der Sprechzeiten des Sozialpsychiatrischen Dienstes, wenn Sie sich  unsicher sind und sich mit jemandem beraten wollen?

6. Immer noch Amtsarzt: Pflichten des HP Psych

·         Die Einstiegsfrage war seltsam formuliert, er hat das Wort “Pflichten“ nicht benutzt. Auf Rückfrage „Meinen Sie die Pflichten eines HPP?“ kam ein Schulterzucken und eine gemurmelte Antwort, die ich tatsächlich nicht verstanden habe. Ich habe dann einfach die Pflichten aufgezählt.

·         Nachhaken bei „Aufklärungspflicht“: Worüber müssen Sie denn aufklären? Hier folgte ein langes und zähes hin-und-her, bei dem es darum ging, dass ich einen Behandlungsvertrag machen muss und was da rein muss. Hier wollte er hören, dass die Behandlung ein Eingriff ist, Risiken birgt und auch Nebenwirkungen haben kann.

·         Welche Risiken birgt die Therapieform, mit der Sie arbeiten werden?

7. Abschluss

·         Rausbitten, nach 3 Minuten wieder reinholen, kurze Rückmeldung: „Sie haben bestanden, Unterlagen schicken wir Ihnen zu. Danke und Alles Gute.“

·         Die Prüfung dauerte 40 Minuten. Angesetzt waren an dem Tag jeweils 45 Minuten, was ich dadurch weiß, dass ich mit den Prüflingen vor und nach mir gesprochen habe.

 

 

Meine strategischen Überlegungen:

Nach dieser Prüfung bin ich der festen Überzeugung, dass absichtliche Stress-Erzeugung durch die Prüfer Teil des Plans ist. Man will eventuell schauen, wie man in belastenden Situationen reagiert, ob das Wissen verfügbar ist etc.

Daher meine wichtigste Empfehlung zuerst: Macht euch bereit, dass es ihr in Stress kommen werdet.

 

Es war, wie von einigen hier auch schon geschildert wurde, zunächst eine höflich-freundliche Atmosphäre. Nach dem Anschalten des Diktiergeräts schlug es um. Die Fragen waren provokant formuliert und meine Antworten wurden direkt im ersten Satz auf unfreundliche Weise unterbrochen – das war das Schlimmste weil echt irritierend. Die Stimmen bekamen einen bestimmenden bis herrischen Ton, die Mimik/Gestik waren geprägt von Wegschauen, Augenrollen, Schulterzucken. Es war irreal, wie ein Theaterstück, und ich fragte mich ständig: Was passiert denn hier....?  Es war auf jeden Fall NICHT, wie in meinem Lehrbuch Stand, ein Gespräch auf Augenhöhe. Beispiel: Welche Therapieform haben Sie denn gelernt? – Die Transformationstherapie – kennen Sie die oder soll ich... – (Unterbrechung) „Sie fragen hier nichts, die Fragen stellen wir!“

Die vor mir Überprüfte hatte übrigens die gleiche Erfahrung gemacht – erst freundlich, dann seltsam unfreundlich bis ablehnend. Sie hatte das Gefühl, durchgefallen zu sein, hat dann aber auch bestanden J

 

Die gute Nachricht ist: Dahinter steckt wohlwollende Grundeinstellung. Keiner hat mich WIRKLICH auflaufen lassen. Wenn ich einen Hänger hatte (was ja provoziert werden sollte, wie ich meine), waren zwar alle still, und diese Pausen waren auch der Horror. Aber letztlich hat man mir immer aufs Pferd geholfen.

Ich dachte mindestens 5x: So, das war’s, jetzt bin ich durchgefallen.

Bin ich aber nicht J

 

Führt euch vor Augen: Es geht darum, zu überprüfen, ob ihr eine Gefahr für die Volksgesundheit seid (das heißt ja seit Anfang 2017 irgendwie anders, aber als ich gelernt habe hieß es noch so.)

Wenn ihr also eine Frage falsch beantwortet, die irrelevant auf diesen Bezug ist, macht das überhaupt nichts!

 

PS: Wer sich fragt, was er anziehen soll: Leger. Bloß nicht Schlips und Kragen, die Prüfer saßen in Jeans und Hemd. Aber eben dem Anlass entsprechend gepflegt.


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