2009/07 Heilbronn



In meiner Prüfungsvorbereitung habe ich sehr von Ihrer einmaligen Webseite profitiert. Ich möchte mich daher nun auch daran beteiligen und sende mein Gedächtnisprotokoll.

Bei der Vorstellung meiner Motive am Anfang habe ich sehr ehrlich erzählt, wie sich bei meinen Entspannungsbehandlungen die psychischen Prozesse immer mehr in den Vordergrund schoben (Zusammenhang zwischen Anspannung und Angst) und ich irgendwann den Rahmen "Physiotherapie-Praxis" als nicht mehr passend empfand. Deswegen jetzt meine Bemühungen, den Erlaubnisschein zu bekommen und die Sache aus der Physio-Praxis auszulagern.
Das wurde von den Prüfern wohlwollend angenommen.

Die erste Frage war nach dem Klassifikationssystem. Geschichte, Aufbau, nach was geordnet usw., eben alles.

Dann kam Frage nach Depression im ICD10, Wo, wie unterteilt. Hätte die kompletten Haupt, Neben und somatischen Symptome herbeten können.
War aber nicht verlangt.

Frage, was ein Patient weiss, wenn er das erste mal bei mir war.
Aufklärung über Möglichkeiten und Grenzen der Therapie bei mir, Kosten, Therapieziel, grobe Prognose über Therapiedauer ...

Fallbeispiel:
40-Jähriger Mann, fühlt sich im Büro gemobbt.
Hat Schmerzen und Beschwerden (lange Aufzählung) an unterschiedlichsten Orten. Keine somatische Erklärung.
Hat Gefühl wie einen Ring um den Kopf
noch irgendwas, was ich vergessen habe.

Ich sollte zusammenfassen, was ich der Beschreibung entnehme, also:
Zuerst Soziale Belastung
dann multiple Symptome in verschiedenen Organsystemen wie bei somatoforme Störung.
Der Knackpunkt im Fallbeispiel war natürlich der Ring um den Kopf (Danke Edeltraud!), der auf einen psychotischen Prozess (Zoenästhesie) im schizophrenen Kreis hinweist!
Also -> ab zum Psychiater!
Das mit dem mobbing bekommt dadurch auch einen anderen Geschmack. (Paranoia?)

Frage, wie würde ich den Pat. behandeln (nur Stichwort)  falls er wieder käme und ich auch vom Arzt her dürfte. Hab zurückgefragt: Mit Diagnose Schizophrenie? -Ja
Hab geantwortet: Kognitive VT und Psychoedukation, evtl. Entspannung aber nichts, was in die Tiefe geht.


Hier war die Amtsärztin zufrieden und übergab an die anwesende Dipl. Psychologin.

Fallbeispiel:
21 Jährige junge Frau, mit ziemlichen Wutanfällen, Problemen mit dem Umfeld, vielen gescheiterten Beziehungen, braucht manchmal Drogen und Alc. zum abreagieren, gelegentlich selbstschädigendes Verhalten usw.

Nach ein mal schnell überfliegen war klar, dass es sich um eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ handelt. Hab die Psychologin gefragt, ob sie nichts anspruchsvolleres dabei hätte. Die Stimmung am Tisch war auch angenehm genug, dass ich so übermütig sein konnte.
Ich bekam keinen neuen Fall und wurde ausgiebig befragt, was ich in der Anamnese fragen würde, warum Fam.Anamnese (genetische Faktoren - für welche Krankheiten? - Schizophrenie - was noch? Depression.)
Sehr wichtig Alk- und Drogen-Anamnese und wie ernst ich die Angaben der Pat. hier nehme. (Fremdanamnese!)
Sehr wichtig Suizidalität.

Frage, welche anderen Diagnosen für die Pat. mir noch einfallen wüden?
Habe überlegt und geantwortet - keine, es sei denn der Befund liefert noch weitere Hinweise.
Vielleicht hätte ich hier noch Sucht vermuten können, meine obige Aussage wurde aber akzeptiert.

Frage, wie ich die Pat. behandeln würde.
Will die Pat nicht allein-verantwortlich behandeln und Therapie ärtzlich begleitet haben (Pat am Rand der Psychose und schwierig)
Aggerssionstraining, kognitive VT, Entspannung.
Aufpassen, dass ich nicht zu emphatisch mit ihr umgehe, weil die Pat. wahrscheinlich Probleme hat, eine therapeutische von einer romantischen Beziehung zu unterscheiden. Ansonsten hätte ich die Pat. am Hals ...
Da gab es viel Gelächter und positive Reaktionen am Tisch und die Prüfer erzählten von den Borderlinern.
(Es gibt mittleirweile sogar eine Beratungsstelle für borderline-geschädigte Therapeuten.)
So ging die Prüfung dann zu Ende, welch ein Unterschied zu meinem Fiasko im Herbst!
... und die Erlaubnis bekam ich natürlich auch


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