2009/04 München



Mündlichen Überprüfung zur Heilpraktikerin Psychotherapie in München 04/2009

Mündliche Überprüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie vorm Gesundheitsamt München 04/2009:

26 jährige Bank-Angestellte, gesund, fühlt sich wohl, auch in ihrer Arbeit. Hat ein gutes soziales Umfeld, keine Probleme.
Seit kurzem hat sie in ihrer Firma eine neue Aufgabe zugeteilt bekommen, bei der Präsentationen während Konferenzen von ihr übernommen werden sollen. Davor hat sie jedoch große Angst. Bei der Präsentation wurde sie rot, kam ins stottern, fühlte Übelkeit aufsteigen und war nicht in der Lage, Blickkontakt zu halten. Sie nahm danach an einem Rhetorik-Kurs teil, wo ihr die richtigen Techniken vermittelt wurden, sie konnte sie jedoch bei der nächsten Präsentation nicht umsetzen und hatte wieder die gleichen Probleme, sogar etwas schlimmer. Allerdings werden in ihrer Firma Stellen gestrichen und sie fürchtet, wenn sie ihr Problem nicht in den Griff bekommt, daß sie ihren Arbeitsplatz verlieren könnte.

Ansonsten beschreibt sie, daß sie einige gute Freunde hat, gern mit ihnen zusammen ist und auch letztens allein ein Open Air Konzert besuchte und sich gut dabei gefühlt hat. Sie mag ihr Leben ansonsten. Auch ihre Arbeit hat sie bisher gern verrichtet, sie hatte am Schalter mit Menschen zu tun und das gefiel ihr gut.

Sie erinnerte sich jedoch daran, daß sie vor 8 Jahren bei der Goldenen Hochzeit ihrer Großeltern in einer ähnlichen Lage war. Sie sollte dort in der Kirche die Fürbitten lesen und sie brachte kein Wort heraus, wurde rot und stotterte. Ihre kleinere Schwester sprang dann für sie ein und übernahm die Fürbitten.

Frage: Welche Verdachts-Diagnose stellen Sie anhand der beschriebenen Symptome.

Nachdem sie sich ansonsten in ihrem Leben wohl fühlt, Freunde hat und auch keine Angst hat, allein ein Open Air Konzert zu besuchen, in ihrer bisherigen Tätigkeit auch mit Menschen (am Schalter) Kontakt hat und aufgrund der beschriebenen Symptome stelle ich die Verdachtsdiagnose einer Sozio-Phobie. Darauf hin wurde ich in der Länge und vor allem in der Tiefe nach der Sozio-Phobie ausgefragt, Leitsymptome, weitere Symptome, wann tritt sie auf, Verteilung Männer/Frauen (das hatte ich zum Glück in der Früh im Auto im ICD 10 nochmals nachgelesen, bei der Sozio-Phobie ist die Verteilung gleich), welche Ursachen hat sie. Und wie ich sie therapiere. Ich wurde auch gefragt, was ich machen würde, wenn nach 6 Monaten Therapie nach meiner Methode (VT vorgeschlagen) keine Verbesserung eintritt. Ich habe dann die Supervision mit meinem ansässigen Kollegen (Psychiater und Psychotherapeut) angesprochen und dass ich den Fall dann ggf. abgeben würde.

Die Ursachen sollten noch genauer kommen, aber da habe ich ehrlich gesagt, daß ich dazu nicht mehr weiß. Darauf hin wollte die Psychologin die weiteren Angstörungen wissen, die ich alle mitsamt der Leitsymptome aufzählen konnte. Da ich als Differenzialdiagnose die selbstunsichere Persönlichkeitsstörung ins Spiel gebracht habe, die ich aber aufgrund der ansonsten guten Befindlichkeit ausschließen konnte, wurde ich gefragt, ob Persönlichkeitsstörungen Krankheiten sind. Da mußte ich erst nachdenken, habe dann aber geantwortet, ja es sind Krankheiten, sonst wären sie nicht als Kapitel im ICD 10 aufgeführt. Sie wollte dann noch die Abgrenzung zur selbstunsicheren Persönlichkeit wissen.

Es gab dann noch 3 Fragen zum Betreuungsgesetz, dann wurde ich für weniger als einer Minute vor die Tür gesandt und bekam dann mitgeteilt, daß ich bestanden hätte und „keine Gefahr für die Volksgesundheit“ darstellen würde. Letzerer Kommentar wurde mit einem Zwinkern und Lächeln vermittelt, was ich sehr sympathisch fand.

Insgesamt dauerte die Befragung fast 40 Minuten!


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