2009/06 Köln



Mündlichen Überprüfung zum Heilpraktiker Psychotherapie in Köln 06/2009

Protokoll der Überprüfung HPP vom 29. Juni 2009, 14.15 Uhr im Gesundheitsamt Köln, Neumarkt.

Das Setting:
Ein kleiner runder Tisch neben dem Schreibtisch im Büro des stellvertretenden Amtsleiters, der sonst den Prüfungsvorsitz hat, diesmal aber nicht dabei war. Kaffee und Wasser standen bereit, auch für die Prüfungskandidaten.

Die Prüferinnen:
Eine Amtsärztin, eine Psychiaterin (offensichtlich auch Psychoanalytikerin) und eine HPP

Die Atmosphäre:
Fair, freundlich, interessiert, zustimmend bei richtigen Antworten, aber auch kritisch nachfragend

Das Gespräch wurde überwiegend von der Psychiaterin geführt:

Bitte beschreiben Sie uns, was Sie hier zu dieser Überprüfung führt - und erläutern Sie, mit welchen Klienten Sie arbeiten möchten.

Auf diese Frage war ich gut vorbereitet. Ich wusste aus anderen Protokollen und Gesprächen: In Köln möchten die Prüfer wissen, wer man ist und wie man arbeitet. Ermutigt von freundlichen Blicken erzählte ich: Wie sich bei mir aus meiner journalistischen Tätigkeit und der Arbeit mit Pferden heraus der Wunsch entwickelt hat, mit Menschen beratend und therapeutisch zu arbeiten. Dass ich bereits eine Praxis für Beratung („KlarSein in Alltag und Beruf“) eröffnet habe und hier Menschen helfe („welche Klienten...“), die sich mitten in der Familien/Job/Wegfindungsphase befinden und oft nicht mehr weiterwissen. Dass ich ihnen helfe, neue Wege zu finden. UND: Dass ein Weg davon sein kann, die Konflikte in Form von Psychotherapie tiefer zu ergründen.

Aha, dann schildern Sie uns doch mal so einen Fall aus Ihrer Praxis, den Sie mit einer HPP-Erlaubnis weiter begleiten würden.

Auch darauf war ich vorbereitet und erzählte von einer Entscheidungsaufstellung, bei der meine Klientin entdeckte, dass hier die Einstellungen der Eltern hemmend wirkten - und dass ich hier als HPP mit ihr weiter hätte arbeiten können.

Welcher Konflikt liegt denn hier bei Ihrer Klienten zugrunde?

Es folgte eine schwierige Phase, in der die Psychiaterin etwas von mir hören wollte, was mir nicht ganz klar war und ich nicht verstand, worauf sie genau hinaus wollte (ganz bestimmte Begriffe). Sie fragte nach mehreren möglichen Konflikten (Nähe-Distanz, Abhängigkeit-Autonomie, Dominanz-Unterwerfung) und wollte von mir wissen, wie sich diese äußern, in der Kindheit und später. Ich bekam aber Zeit zum Nachdenken, Unterstützung und konnte dann zumindest zufriedenstellend antworten.
Ausgelöst worden war diese Frage durch mein „leichtfertiges“ Erwähnen der Eltern-Problematik (die in der Arbeit mit der Klientin ja nur erwähnt worden war). Ich kenne diese Themen, aber hier waren tiefergehende psychoanalytische Grundfragen berührt und auch Begriffe gefragt. Fazit: Gut begründen können, was man erzählt und macht!

Dann fragte die HPP: So, jetzt haben Sie also das Thema mit Ihrer Klientin geklärt und diese möchte daran arbeiten. Wie gehen Sie therapeutisch vor - wie verläuft diese Therapie?

Ich beschrieb voller Elan eine beispielhafte ILP-Sitzung (Integrierte Lösungsorientierte Psychologie), die Elemente aus mehreren Methoden typgerecht kombiniert. Alle hörten interessiert zu, bis die Psychiaterin unwillig unterbrach: „Also, das ist ja schrecklich. Ihre Klienten sind doch keine Pferde. Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie so mal eben mit NLP und Kurztherapie alles weg bekommen. Das ist doch ein lebenslanger Prozess, die Wunde bleibt immer....“
O je, mir wurde klar, dass mein Vortrag so ankommen musste, als ob ich alles ruckzuck wegzaubern könne.... und dass das in den Augen einer erfahrenen Psychoanalytikerin ziemlich schräg klingen musste.
Ich sagte ihr, dass ich ihr vollkommen Recht gäbe (was auch wirklich meine Meinung ist) und dass ich um diesen Prozess wisse, ihn respektiere und Schritt für Schritt vorgehe. Die HPP fügte hinzu, ich hätte es sicher aufgrund der Prüfungssituation alles so komprimiert dargestellt (was stimmte) - und es müsse in einer Therapie doch Raum geben für Schmerz und Gefühle.... Und ich sagte, dass das natürlich auch bei mir Raum habe. Worauf die Psychiaterin mich anschaute und meinte: „Da bin ich aber froh - jetzt kommen wir wieder zusammen.“

Dann bekam ich einen Fall
(Der Fall wird vorgelesen und man bekommt ihn anschließend schön groß geschrieben vorgelegt)



Ein 19-jähriger Gymnasiast bekommt einen plötzlichen Leistungsknick und beschäftigt sich nur noch noch mit der Bibel. Er liest immer dieselben vier Zeilen, schreibt sie ab und ist der Meinung, er müsse sich die Liebe Gottes verdienen (so in etwa.....). Es ging auch noch um Schuld..... Und dass er sich nicht von seinem Tun abbringen lasse.
Während er redet, schaut er sich ängstlich und misstrauisch im Raum um.

Um welche Störung könnte es sich handeln? Geben Sie Diagnose und Differentialdiagnose

Auch hier war ich gut auf Köln vorbereitet: Ich wusste, dass die Fälle kurz sind, Raum für mehrere Diagnosen bieten und dass eine breite Differential-Diagnose gefragt ist. Ich sagte zunächst, dass der Junge tatsächlich eine religiöse Erleuchtung hätte haben können. Dass sich das aber eher nicht so äußern würde wie hier beschrieben.
Ich griff Wahn (Schuld- oder religiöser Wahn) und gegebenenfalls akustische Halluzination auf (Stimmen, die ihm die Schuld einreden und das Tun befehlen), erwähnte mögliche paranoide Schizophrenie, zählte Negativ-Symptome auf, die geg. erfragt werden müssten und die in Frage kommenden ICD-10 Abschnitte einschließlich der vorübergehenden psychotischen Störungen. Alle nickten.

...und was könnte es noch sein?

Jetzt ging ich systematisch vor (x-mal geübt...), begann bei der F0, geg. organische Ursache, nach F1 pychotropen Substanzen müsse gefragt werden. Die F2 hatte ich ja erwähnt und interpretierte dann im Sinne einer möglichen schweren depressiven Episode (Aufzählung der Symptome...) mit psychotischen Symptomen.

.... und was könnte es noch sein, wenn es keine der genananten Psychosen ist? Im Sinne einer neurotischen Depression...

Hm, Dysthymia konnte es nicht sein, dann nur noch die Anpassungsstörung. Dann aber müsse es einen Auslöser gegeben haben.

... und was für ein Auslöser könnte das sein?

Ich erfand mögliche Szenarien - Trennung von der Freundin mit Schuldgefühlen, weil er sie viell. betrogen hatte etc.

Alle lächelten und die Psychiaterin sagte: Gut gelöst! Es war übrigens eine Psychose....

Die Amtsärztin meinte: Wir sind zufrieden, gehen Sie bitte noch einen Moment hinaus. Nach fünf Minuten wurde ich hereingerufen - Herzlichen Glückwunsch, ich hatte bestanden. Die Amtsärztin gab mir noch mit auf den Weg, ich möge meinen Optimismus behalten, die Patienten hätten ihn nicht immer.....

Insgesamt fand ich diese Überprüfung anspruchsvoll, aber freundlich und fair. Und: Man kann sich gut und passend vorbereiten. Hier nochmal die Zusammenfassung:

Überprüfung in Köln bedeutet:
- Sich gut als Persönlichkeit und zukünftige Therapeutin darstellen können - genau wissen, erläutern und begründen (!) können, was man warum macht. Die Protokolle hier im Netz (und hoffentlich auch dieses) sind eine wichtige Vorbereitung für mich gewesen. Ich hatte Antworten auf alle mir bekannten Fragen vorbereitet und trotzdem können hier noch ganz andere Fragen auftauchen.

- Vorsicht bei der Darstellung der lösungsorientierten Methoden: Wenn der Eindruck entsteht, man könne alles kurz wegklopfen oder schmerzliche Bilder einfach austauschen, klingt das für traditionell orientierte und erfahrene Psychologen verständlicherweise ziemlich unwahrscheinlich.

- Der Fall ist kurz und manchmal nicht immer eindeutig (wird durch andere Kölner Protokolle bestätigt). Aber es geht weniger darum, ihn sofort korrekt zu diagnostizieren. Es geht vor allem darum, darzustellen, welche Störungen infrage kommen und dass man sich in Psychopathologie auskennt. Mir hat geholfen, dass ich das wusste und systematisch (sprechend!) geübt habe und oft bei der DD alle Kapitel der ICD-10 durchgegangen bin.

- Suizid, Notfall, Zwangseinweisung nach PsychKG: Dieses Thema ist bei mir nicht aufgegriffen worden. Vielleicht, weil der sonst anwesende Vorsitzende nicht da war. Dennoch ist das in Köln ansonsten Standardthema. Für die Vorbereitung: Vorgehen in der eigenen Stadt abklären (Anruf Ordnungsamt) und Ablauf genau kennen.

Vielen Dank an das Institut Ehlert und die Bonner Ausbilderin Gabriela Sabrowski - hier habe ich eine wirklich fundiertes, bestens vermitteltes Grundverständnis von dieser komplexen Thematik erhalten. Hinzu kamen wertvolle praktische Hinweise und Übungen für die schriftliche und mündliche Überprüfung. Und viel Spaß hat es auch gemacht!

Die Inhalte der Seminare, die Tipps der Ausbilderin und die Unterlagen waren uns in der Lerngruppe anschließend stets präsent („Gabriela hat gesagt....“ „Was steht bei Ehlert....“?) . Wir waren dazu in der Lage, selbständig darauf aufzubauen und weiter zu lernen. Wenn es mal eine Frage gab, genügte eine Mail und schon hatten wir eine Antwort. Und: Bis zum Schluss gehörte der Klick auf die Ehlert-Homepage alles paar Tage zum Lernen dazu: Neues Prüfungs-Protokoll? Neue Infos? Schriftliche Fragen runterladen etc. etc.

Viel Glück für alle, die sich hier vorbereiten.

Eva Wunderlich
Heilpraktikerin (Psychotherapie)


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