2009/12 München



Mündlichen Überprüfung zur Heilpraktikerin Psychotherapie in München, Dezember 2009

Gedächtnisprotokoll mündliche Prüfung eHP München Dezember 2009

Die Prüfung dauerte ca. 30 Minuten; die Atmosphäre war sehr angenehm, freundlich, interessiert, wohlwollend und fair. Es wurde allerdings auch immer wieder in die Tiefe gefragt. Man wollte sehen, dass hinter Worthülsen auch durchdachte und verinnerlichte Inhalte stehen. Als ich beispielsweise sagte, ich wolle eine vertiefende Ausbildung in der Paar- und Sexualtherapie machen, wurde gefragt, wo denn so etwas angeboten würde, wie lange die Ausbildung dauere, ob ich für die Praxisgründung meine bisherige Arbeitsstelle aufgeben wolle, wie ich das finanziell schaffen würde, etc.

Zunächst hatte ich Gelegenheit meinen Werdegang und meine Motivation für die Prüfung darzustellen. Dabei wurde immer wieder interessiert nach Details zwischengefragt.

Danach wurde ich gebeten, einen Fall zu ziehen, den ich mir in Ruhe durchlesen durfte. Man bat mich dann um Stellungnahme bezüglich Verdachtsdiagnose, möglichen Differenzialdiagnosen und Therapieoptionen. Der Fall sah ungefähr folgendermaßen aus:

Eine 28 jährige Frau kommt zu Ihnen in die Praxis. Sie hat vor einem halben Jahr ihren Freund, mit dem sie bereits Heiratsvorkehrungen getroffen hatte, bei einem Motorradunfall verloren. Zur Beerdigung hat sie einen Tag Urlaub genommen, ansonsten sei sie beruflich sehr eingespannt. Sie ist komplett erschöpft und bittet um Hilfe.
Während der Exploration fällt Ihnen auf, dass die Patientin immer wieder kurz die Augen zusammenkneift. Auf Nachfrage sagt sie, das wäre schon seit ihrer Kindheit so und fiele ihr gar nicht mehr auf.

Meine Interpretation lief auf eine Anpassungsstörung und eine unabhängig davon vorkommende Ticstörung hinaus. Ich wurde gefragt, ob ich mir denn wirklich kein Krankheitsbild vorstellen könne, bei dem das Zusammenkneifen der Augen und die anderen genannten Symptome gemeinsam vorkämen. Es stellte sich heraus, dass kein direkter Zusammenhang bestand. Man wollte mich nur auf die Probe stellen.

Die meisten der folgenden Fragen bezogen sich direkt oder indirekt auf Aussagen meinerseits:

Auf meine Aussage, dass eine organische Abklärung wichtig sei, wurde gefragt, welche organischen Faktoren beispielsweise in Frage kämen. Wenn man von organischer Abklärung spricht, sollte übrigens deutlich gemacht werden, zu welchen Ärzten man die Patientin schicken würde (hier: Psychiater und Neurologe). Da ich das nicht explizit sagte, bestand einige Zeit das Missverständnis, ich würde die Patientin zur Abklärung nur zum Hausarzt schicken.Wie läuft die klientenzentrierte Gesprächstherapie nach Rogers praktisch ab?Bei der kognitiven Verhaltenstherapie, was könnten denn in unserem Fallbeispiel für konkrete dysfunktionale Gedanken vorkommen? Käme bei unserer Patientin eine medikamentöse Behandlung in Frage? Welche? Wie läuft die progressive Muskelentspannung nach Jakobson praktisch ab?Welche Ticstörungen gibt es? In welchem Alter treten sie auf?Welche Behandlungsformen werden bei psychologischen und medizinischen Psychotherapeuten i.d.R. von der Krankenkasse bezahlt?
Während meiner Prüfungsvorbereitung wurde mir geraten, mich offen und authentisch zu verhalten. Dieser Ratschlag erwies sich als goldrichtig.


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