2016/04 Köln





Heilpraktiker für Psychotherapie Mündliche Prüfung April 2016 Gesundheitsamt Köln

Da ich rechtzeitig da war, durfte ich erleben wie 2 andere Prüflinge vor mir die Prüfung bestanden.

Beide meinten die Prüfer seien total nett und demnach war ich guter Hoffnung. Bis ich an der Reihe

war. Ich kam in den Raum und es erwarteten mich 4 Personen. Ein Amtsarzt, eine Psychiaterin und 2

Beisitzer die allerdings nie etwas fragten.

Zuerst wurde ich gefragt ob ich noch Zertifikate mitgebracht hätte. Hatte ich nicht. Dann ging es um

meine Motivation Heilpraktiker für Psych zu werden. Dieses hatte ich natürlich gut vorbereitet. Da

ich allerdings noch keine Ausbildung in einem Therapieverfahren gelernt habe, waren die Prüfer von

Anfang an ziemlich skeptisch. Der Amtsarzt stöhnte bereits bei meinem 2. Satz und wiederholte dies

dann gefühlte 37-mal durch die ganze Prüfung hinweg. Da ich zurzeit der Prüfung seit 5 Jahren

selbstständiger Coach und Trainerin bin, wurde ich dann gefragt, ob wenn ich schon keine

Therapieerfahrung vorweisen könne, ich wenigsten im Coaching mal ein paar Problemfälle gehabt

hätte. Hier schilderte ich dann von 2 Fällen, die ich nach dem Erstgespräch abgelehnt habe, da ich mir

nicht sicher war, ob evtl. eine Suizidgefährdung bestand. Bei dem 2. Fall fragte die Psychiaterin

welche Diagnose ich denn diesem Menschen gegeben hätte. Dies fand ich sehr schwierig, da sein

Verhalten nicht direkt einem Krankheitsbild zugeordnet werden konnte. Daraufhin sagte sie nur das

ich ja jetzt gleich auch einen Fall von Ihr bekomme den ich diagnostizieren müsse, da wäre sie ja dann

mal gespannt. Der Amtsarzt fragte daraufhin ob ich denn wenigstens Privat schon ein Mal ein paar

Krisen erlebt hätte und wenn ja welche und wie ich damit umgegangen sei. Daraufhin habe ich vom

Tod von nahen Angehörigen, Trennungen und Tod von Tieren erzählt und wie ich jeweils damit

umgegangen bin. Dann kam der Fall:

Ein 17 jähriger Schüler der in einem Internat lebt ist seit ca einem ½ Jahr Montags immer besonders

Müde und gerädert und seine Schulleistungen haben nachgelassen. Er erzählt das es ihm ziemlich

schlecht gehe und er auch keine richtige Freud mehr empfindet, an Schlaflosigkeit leide und immer

schlecht drauf ist und nichts mehr unternimmt und alles sinnlos ist. Er schildert das alles sehr

langsam und möchte am Ende dann garnichts mehr sagen und ist sehr in sich gekehrt. (so ungefähr

war der Fall). Eltern sind geschieden.

Daraufhin fragte ich ob ich mir dazu etwas aufschreiben dürfe. Erneutes Stöhnen und Verneinung

vom Amtsarzt. Dann fragte ich ob ich ein paar Rückfragen stellen dürfe. Nein, sagte die Psychiaterin,

sagen sie uns doch bitte einfach woran sie diagnostisch und Differentialdiagnostisch denken.

Daraufhin habe ich gesagt das ich zu allererst mal abklären würde ob der Mann akut Suizidgefährdet

ist, weil ihm alles sinnlos erscheint, dann würde ich noch Medikamente abklären und ob der Mann

bereits schon beim Arzt war und ob evlt. Drogen oder Alkohol im Spiel wären. Dann habe ich erklärt,

dass ich aufgrund der Sachen die ich nun definitiv aus dem Text wüsste ich zum einen an eine

mittlere depressive Episode denke, zum anderen an eine Anpassungsstörung weil ich ja nicht wüsste

wann die Scheidung der Eltern war bzw. wie lange er schon im Internat sei. Und zum Schluss habe ich

gesagt das es auch Cannabis-Missbrauch sein könnte, da er immer Montags besonders gerädert sei

und dies ja auch nach dem Wochenende gut sein könne, wenn er Drogen konsumiert und das die

verschlechterten Schulleistungen dazu auch passen würden.

Danach wurde die Psychiaterin das erste Mal ein bisschen netter und meinte, dass wir ja schon drei

ganz gute Diagnosen hätten. Woran ich denn noch denken würde in Anbetracht dessen dass der

Junge erst 17 sei. Dann habe ich noch von Persönlichkeitsstörungen und Hebephrenie gesprochen.

Daraufhin fragte sie woran ich denke, weil der Junge sich ja immer mehr zurückzieht und dann

garnichts mehr sagt. Da habe ich dann etwas gemutmaßt weil ich nicht wusste worauf sie hinaus

wollte. Sie sagte dann irgendwann denken sie doch mal an eine Psychose. Daraufhin habe ich gesagt, dass es natürlich sein könne, dass der Junge auch Wahrnehmungsstörungen und inhaltliche

Denkstörungen hätte und ich dies abklären müsse. Daraufhin sie, wie ich das machen würde. Dann

habe ich gesagt dass ich nach dem Gefühl des gemachten fragen würde und ob der Junge manchmal

komische Sachen sieht. Dies wollte sie anscheinend nicht hören weil sie fragte ob mir das der Patient

sagen würde. Daraufhin habe ich gesagt dass es ja auf die Krankheitseinsicht ankäme und ich es

ansonsten über Fremdanamnese klären würde. Dann hat sie gefragt was ich nun mit dem Patienten

machen würde. Ich habe gesagt dass im Falle einer akuten Suizidgefahr ich ihn einweisen lassen

würde und den gesamten Prozess geschildert. Achtung hier auch Jugendamt erwähnen weil der

Junge erst 17 war. Ansonsten, falls die Suizidgedanken nicht akut sind habe ich gesagt würde ich ihn

an einen Spezialisten überweisen der sich mit Suizid auskennt.

Danach wurde ich noch zum HP-Gesetz, Rechtsgrundlage des HP-Psych befragt. Außerdem sollte ich

noch ganz klar abgrenzen wo der Unterschied zwischen Neurologe, Internist, Psychiater,

Psychotherapeut und Heilpraktiker für Psychotherapie und was wer darf und was nicht und wo die

Unterschiede sind.

Dann war es nach langen 45 Minuten und einer ziemlich unangenehmen Atmosphäre endlich vorbei.

ALLGEMEINER TIPP:

Ich glaube das sie beim mir sehr kritisch waren, weil ich noch kein Therapieverfahren gelernt hatte.

Das haben sie auch während der Prüfung gesagt. Womit ich denn dann arbeiten wolle wenn ich

theoretisch heute die Erlaubnis bekommen würde. Daraufhin habe ich gesagt das mir das ja meine

Sorgfaltspflicht verbieten würde und ich das niemals machen würde. Also wer schon in dem Beruf

gearbeitet hat oder bereits viel Erfahrung hat, sollte in der Prüfung keine Probleme bekommen. Ist

dies nicht der Fall kann ich nur empfehlen, dass man sich eine sehr gute Argumentation überlegt

warum es so ist. Bei mir ist der Fall z.B. so, dass ich eins nach dem anderen machen muss, das ich ja

hauptberuflich Selbstständig bin und demnach eins nach dem andern machen muss. Außerdem

möchte ich noch eine 4 jährige Weiterbildung für Gesprächspsychotherapie machen und dafür ist der

Heilpraktiker für Psychotherapie Zulassungsvoraussetzung. Zudem habe ich immer wieder betont das

ich ja auch erstmal Praktika etc machen werde bevor ich eigenständig arbeiten würde.

Ich wünsche allen viel Erfolg. Machbar ist es auf alle Fälle, sofern ihr keine Gefahr für die

Volksgesundheit seid :-)


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