2009/04 Ansbach



Mündliche Überprüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie vorm Gesundheitsamt Ansbach 04/2009:

Liebes Ehlert-Team,
hier ein taufrischer Bericht von meiner mündlichen Überprüfung heute, 20.4.2009, 11 Uhr im Gesundheitsamt Ansbach. Yippiehh yeah, ich hab sie bestanden.
Der Hauptprüfer war Herr Bayerl, soweit ich weiß Leiter des Gesundheitsamtes und Amtsarzt, zwei freundliche Mitprüfer, vermutlich eine Psychologin und ein Heilpraktiker.
Der Einstieg war etwas unvermittelt, denn mein Termin war um 11 Uhr; ich meldete mich an, und ging noch kurz zum WC, hatte dann noch 20 Minuten, doch wurde ich gleich reingerufen. Die Prüfung begann also 20 Minuten früher !
Freundliche, ernsthafte Prüfungsatmosphäre
Zunächst die Fragen:
1. Wie kommt es, dass Sie diese Zulassung wollen ?
2. Wie haben Sie sich vorbereitet?
3. Was wollen Sie damit machen?
Dann wurde mir ein Fall vorgelegt, relativ lang und relativ komplex.
Fall eines Mannes im mittleren Alter, verheiratet, zwei Kinder; seit über drei Jahren immer wieder wechselnde Beschwerden, eine lange Liste wurde aufgezählt, dabei somatische, vegetative Symptome, und viele Symptome depressiver Art.Abklärungen durch Ärzte hätten keinen organischen Befund erbracht. (leider sind mir weitere Einzelheiten nicht mehr präsent) Viele Dinge, die ihm Freude bereiteten, wie mal ein Glas Rotwein trinken, Unternehmungen mit seiner Frau, etc., ließen ihn gleichgültig.
Nun haben sich seit drei Wochen die Beschwerden verstärkt, so dass er „kaum mehr in die Gänge“ käme. Vor vier Wochen sei er in seiner Firma zurückgestuft worden, habe Enttäuschungen in seiner Position zu verkraften.
Wie gesagt, der Text war sehr viel länger; ich las ihn relativ schnell durch; eigentlich hätte ich mir mehr Zeit lassen können.
Fragen: Diagnose? Differenzialdiagnose?
Die Hauptdiagnose lautete auf eine schwere depressive Episode. Anpassungsstörung sollte genannt werden. somatisierte, larvierte Depression in der Vorgeschichte.
Ich sollte nach ICD 10 die genaue Diagnose stellen, alle Symptome und was abzugrenzen sei.
dann, natürlich, nannte ich auch die ganz wichtige Abklärung der Suizidalität in diesem Fall,
gerade vor dem Hintergrund einer bereits sehr lange andauernden Störung.
Zur Abklärung der Suizidalität und zur Krisenintervention wurde ich dann in alle Einzelheiten
geprüft. Wie würde ich bei Absprachefähigkeit vorgehen?
wie würde eine Krisenintervention aussehen (sehr konkret und ausführlich)
welche Phasen der S. gibt es und wie würde ich vorgehen, das jeweils genau herauszufinden? Und was dann?
Wie würde ich vorgehen, wenn die S. akut wäre?
was müsste ich tun? nach welchem Gesetz?
welche offiziellen Stellen gibt es als Anlaufstellen in der Region ? (!!!)
(ich nannte den Krisendienst Mittelfranken in Nbg., die verschiedenen Notfall-
ambulanzen der Psychiatrischen Kliniken in Erlangen, sozialpsychiatrischen Dienst,
Telefonseelsorge, Lebensmüdenberatung; erwähnte, dass ich eine Liste mit einer
genauen Recherche hierzu griffbereit hätte)
Dann eine recht lange Sequenz, auch sehr ausführlich in die Details gehend: die Frage:
wie gehen Sie denn nun als Therapeutin vor ? Was machen Sie genau? wie bauen Sie die Therapie auf? was ist wichtig? dann wurde sehr konkret auch nach einigen Interventionen
aus der kognitiven VT gefragt: z.B. was machen Sie genau, wenn der Patient sagt: ja, schon damals in der Schule war das ganz schwierig, da habe ich schon den Abschluß nicht geschafft, ist doch klar, dass ich mein Leben nicht auf die Reihe kriege….
oder: wie machen Sie Ihrem Patienten das Vorgehen plausibel, zum Bsp. zum „Aufbau positiver Aktivitäten“ ?
ich erwähnte dann noch, dass ich in solch einem schweren Fall natürlich nicht die einzige Therapeutin sein dürfte, sondern dass der Patient in jedem Fall eine Behandlung bei einem Psychiater bräuchte, mit Medikation.
Es wurde vom Amtsarzt sehr auf den Zahn gefühlt, so dass ich fast den Eindruck bekam, ich hätte was wesentliches vergessen. Konnte aber gelassen bleiben; er wollte einfach nur sehr konkret, nicht nur mit den theoretischen Schlagworten, mein Handeln und Agieren in den Situationen testen.
Dann erwartete ich den nächsten Fall, der auch schon griffbereit lag.
Doch dann: wir besprechen uns jetzt, Sie können bitte einen Moment vor die Tür gehen.
nach zwei Minuten: wir gratulieren, Sie haben bestanden.
Sie begründeten noch, dass der Fall sehr komplex gewesen sei, ich aber die ganze Abklärung und auch die weiteren Schritte überzeugend vermitteln konnte.
(ich denke, deshalb haben Sie auf einen weiteren Fall verzichtet;
die Überprüfung dauerte etwa 20 Minuten. Um fünf nach 11 stand ich staunend und glücklich vor der Tür.)
Nochmal ein ganz ganz großes Dankeschön für die hervorragende Vorbereitung und das sehr gute Material. Empfehle euch schon ständig weiter.
Für mich persönlich war ganz wichtig, mich am Vortag nochmal gut zu erholen; Nervenstärke war durchaus gefragt; war relativ überrascht, dass so in die Tiefe und in die konkreten Interventionen gefragt wurde. Aber: es ist zu schaffen, ich wünsche allen, die es noch vor sich haben viel Glück und Erfolg !!!
herzliche Grüße aus Erlangen
Sonja