2012/10 Mainz



Erfahrungsbericht

Zur Überprüfung: Psychotherapeutin nach Heilpraktikergesetz

In Mainz  Oktober 2012

Mir haben die Erfahrungsberichte der anderen sehr geholfen und möchte mich hiermit bedanken und künftigen Teilnehmern somit vielleicht auch eine Hilfe sein.

Oktober 2012: Termin 9.00 Uhr

Erstmals kann ich allen raten zeitig los zu fahren! Ich kam trotz einer halben Stunde geplantem Zeitpuffer zu meiner eigenen Prüfung zu spät. Warum?

1.     Bin ich davon ausgegangen, dass die Mündliche im gleichen Amt wie die Schriftliche stattfindet. Pustekuchen. Die Mündliche war mitten im Zentrum von Mainz und bedarf ca.  eine 15 minütige längere Anfahrt

2.     Der Verkehr morgens im Zentrum Mainz ist erheblich und dem entsprechend auch die Parkplatzsituation. Also Fußweg mit einrechnen

3.     Die Gesundheitsbehörde besteht aus 5 verschiedenen Komplexen…aber welches Gebäude  ist das Richtige?

Zum Glück handelte es sich bei der  Verspätung nur um 3 Minuten und ich durfte netter weise noch starten. Die dadurch entstandene Aufregung und das abgehetzte Gefühl ist natürlich für die Konzentration nicht grade vom Vorteil …wie ihr euch denken könnt

So, jetzt zur Prüfung:

Ein Mann…der auch die leitende Position bei der Prüfung übernommen hatte + zwei begleitende Co-Prüfer waren anwesend. Die beiden Frauen waren sehr wohlwollend und vermittelten mit ihrer Ausstrahlung ein wohlwollendes und beruhigendes Gefühl. Der Mann war sehr distanziert und emotionsarm in seinem ganzen Auftreten. (Dies war glaube ich keine Maske, sondern sein Naturell. Denn auch nach Abschluss der Prüfung verzog er keine Miene – kein Lächeln oder sonstige Geste der Mit-Freude) Diese Tatsache fand ich nicht unbedingt störend- denn er war sehr klar in seiner Art und man wusste sofort woran man bei ihm ist. Schwieriger fand ich da schon die Tatsache, dass er einem ständig ins Wort gefallen ist und einen nicht hat aussprechen lassen…Er konnte wohl Gedanken lesen und wusste immer schon vor meinem Gesprochenen, dass die Antwort wohl falsch sei J Das hat mich in manchen Situationen aus dem Konzept gebracht und mich auch leicht säuerlich gestimmt…so dass ich auch ihm manchmal über den Mund gefahren bin. Mit blieb gar nichts anderes übrig, wenn ich meinen Gedanken noch loswerden und aussprechen wollte.

Zuerst wurde auch ich nach meinen Beweggründen gefragt. Über meinen jetzigen Beruf, meine Arbeitsfelder und Arbeitsweisen. Sowie mein zukünftiges Vorhaben mit der Erlaubnis der Ausübung als Psychotherapeutin nach HPG.

Folgende Themen wurden Abgefragt:

1.     Welche Krankheitsbilder darf man in der Psychoanalyse nicht behandeln und warum?

2.     Erkläre die verschiedenen Verhaltenstherapien und gebe zu den verschiedenen Bereichen Verfahrensbeispiele und erläutere diese.

3.     Erkläre das Modell der Klassischen Konditionierung und schaffe den Transfer zu

A)     Angstpatienten B) Alkoholkranken (mit Therapieverfahren)

4.     Was ist pathologische  Angst/ wo liegen ihre Auslöser/ was verstärkt diese bzw. wodurch entsteht die Generalisierung der Angst

5.     Schaffe den Bezug der Depressionen zur kognitiven Verhaltenstherapie. (Wie geht man vor- was beinhaltet diese?)

6.     Benenne die verschiedenen Lernmöglichkeiten

(mir sind nur 4 eingefallen…die Konditionierung/ das Modelllernen/ Lernen an pos. und neg. Verstärkerplänen/ Lernen durch direkte und indirekte Bestrafung…das war denen zu wenig und sie wollten noch mehr hören…mir ist auch nachträglich leider nichts mehr eingefallen- hätte mich beinahe den Kopf bzw. die Prüfung gekostet)

7.     Diagnosekriterien der Schizophrenie

8.     Aufbau des psychopathologischen Befund (Gruppen und Zugehörigkeit)

9.     Erklären der unterschiedlichen Wahninhalte- mit besonderen Augenmerk des Beziehungswahns

Fallbeispiel

Ein 35 jähriger Mann klagt über Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und große Erschöpfung. Zugleich höre er Stimmen und Gedanken anderer setzen sich in seinen Kopf. Aber er müsse gar nicht weiter darüber reden. Es hätte eh alles keinen Sinn mehr.  Dass man ihm nicht helfen könne, hätten ihm die Sirenen des vorbei fahrenden Krankenwagens gesagt.

1.     Was bedeuten die Sirenen und wie würdest du sie im psychopathologischen Befund einordnen

2.     Nenne drei mögliche Verdachtsdiagnosen

-         Meine Antwort 1. paranoid halluzinatorische Schizophrenie 2. Schwere Depressionen mit paranoidem Erleben und 3. organisch bedingte Hirnschädigung. Alles richtig, aber Punkt drei wollten sie genauer erläutert haben. Ich ging auf eine Schildrüsenfunktionsstörung ,  Infektionen, Hirnhautentzündungen, Schädel-Hirn-Traumen  und Drogen sowie Alkoholmissbrauch ein. Sowie als Ausschluss eine Wochenbett-Depression. Alles richtig…aber nicht das was sie hören wollten. Und da kam der Punkt, den ich nicht als gerecht empfand. Die Aufgabe hieß drei Möglichkeiten zu benennen und nicht erraten zu müssen, welche organische Störung sie sich zuvor ausgedacht hatten. Denn schließlich waren meine Antworten korrekt und in meinen Augen die Aufgabe damit bestanden. So fing das Rätselraten an…bis mir irgendwann die Co- Prüferin einen Tipp gab und der Groschen viel. Tumore!

Resümee

Viele Menschen machen Panik vor Mainz und man ist im Vorfeld schon total negativ beeinflusst. Ich empfand die Prüfer- vor allem ihn- als sehr streng, aber auch gerecht. Er wollte alles ganz genau wissen und man musste alles bis ins Detail begründen und mit Beispielen belegen. Und wenn man nicht alles zu 100 % beantworten konnte…wurde man zu dem Thema so lange weiter befragt, bis man irgendwann doch noch zur vollen Zufriedenheit antworten konnte oder man wäre untergegangen. Eine unbeantwortete Frage lassen sie nämlich nicht durchgehen und in dem Moment würde man durchfallen. Den Prüfern ist halt wichtig, dass man auch die Hintergründe und Zusammenhänge versteht. Dies finde ich eigentlich gut so, denn immerhin wird man auf Menschen los gelassen und trägt eine gewisse Verantwortung. Aber sie lassen einen nicht einfach so auflaufen, wie es oft beschrieben wird. Zumindest habe ich die Erfahrung gemacht. Wenn man nicht weiter kommt, werden einem Brücken gebaut….und ich habe VIELE Brücken bekommen….wirklich viele. Wo ich mich  schon selber teilweise gefragt habe, ob und wann sie denn nicht nun die Prüfung aufgrund unzureichenden Wissens abbrechen werden. Schwierig fand ich, dass der Prüfer teilweise ganz bestimmte Schlagworte hören wollte und so lange weiter bohrte, bis diese gefallen sind. Es genügte ihm oft nicht, wenn man den gleichen Sachverhalt in seinen eigenen Worten wiedergab. Das hat oft verunsichert. Er sagte nämlich nie „Das ist mir nicht genau genug“ sondern einfach nur „Nein“  und dann fängt es bei einem an zu rattern: “Nein? Wieso Nein? Ist das etwa falsch was ich sage? Habe ich was Falsches gelernt? Was könnte es sonst sein?“ Und dann fängt man an, sich Alternativen aus den Fingern zu sauen und entfernt sich damit eher weiter von der Frage wie was es Nützlich ist.