Überprüfung am 28.04.23 08:30
in Ansbach muss man läuten, um ins Gebäude gelassen zu werden und wird vom Sekretariat
abgeholt. Es stehen (wenige) Besucherparkplätze zur Verfügung. Ich würde mich nicht drauf
verlassen, dort einen zu bekommen. Außen rum einen Parkplatz zu finden ist schwierig.
In der Prüfung anwesend waren ein Amtsarzt und zwei Psychologen (Psy).
Alle drei machten einen freundlichen und wohlwollenden Eindruck, was sich im späteren Verlauf
bestätigt hat. Sie haben mich auch mal auf den richtigen Weg geschoben, wenn ich auf dem
Schlauch stand.
Jeder an seinem Tisch, der Tisch des Prüflings ca. 3m davor. Stift und Papier wurde zur Verfügung gestellt.
Frage nach der Motivation zur Anmeldung zu dieser Prüfung: Ich selbst bin im Vorruhestand und möchte mehrheitlich ehrenamtlich arbeiten, das wurde wie mir schien wohlwollend zur Kenntnis genommen. Ich habe auch ein bissen erzählt, was ich schon so mache (Männergruppe), was ebenfalls mit freundlichem Nicken aufgenommen wurde.
Die Kommunikation lief zu 95% über einen der beiden Psychologen.
Als erstes Fallbeispiel: Das wurde mir schriftlich vorgelegt und war nur eine knappe halbe Seite lang:
Junger Mann, sichtlich angespannt, schwitzend und nervös, kann vom angebotenen Wasser schier nicht genug kriegen. Wurde vom Hausarzt geschickt, der nichts finden konnte, außer
Schwindelgefühl und noch was, das ich vergessen habe. Er hat Angst, dass auf der Arbeit etwas Schlimmes passieren könnte und in letzter Zeit mehrmals die Arbeitsstelle gewechselt, weil er dort nicht zurechtgekommen ist, und Streit hatte.
Seine Aussage: „Eigentlich mag ich Menschen, aber es ist schwierig und ich höre halt nicht auf, bis alles perfekt ist“.
Das Beispiel war, denke ich, absichtlich sehr vage gehalten, um möglichst viele Verdachtsdiagnosen möglich zu machen, der Plan war offensichtlich sich die Verdachtsdiagnosen anzuhören, um Nachfragen zu provozieren und dann durch weitere Informationen, teils als kleines Rollenspiel, Ausschlüsse zu ermöglichen.
Diese vage Beschreibung hat mich ziemlich verunsichert und ich bin dann auch ins Schwimmen gekommen.
Ich: Da er vom Hausarzt kommt, gehe ich davon aus, dass körperliche Ursachen ausgeschlossen sind.
Ich habe genannt: Generalisierte Angststörung, Panikstörung, zwanghafte Persönlichkeit, emotional instabile P.
Psy:: wie gehen sie weiter vor?
Ich: Persönlichkeitsstörungen machen sich früh bemerkbar, daher Fragen nach Kindheit/Jugend
Psy: Alles in Ordnung, hatte auch Freunde
Ich: dann fallen die Persönlichkeitsstörungen weg (blöderweise hatte ich damit im Kopf ADHS auch gleich zu den Akten gelegt, weswegen sie mich etwas später dahin schieben mussten. Also immer alles nennen und seine Gedanken mitteilen!!)
Dann kam mein Hänger: Wegen dem Schwitzen, dem Durst und der Anspannung wollten sie
„Substanzen“ hören und da bin ich einfach nicht draufgekommen. Da haben sie mich geduldig hingeschoben. Zu dem Zeitpunkt war ich ziemlich im Tunnel und hatte Angst zu scheitern. Als ich es dann endlich genannt hatte:
Psy: ab und zu ein Bier, keine Drogen.
Bleibt also die Angst.
Psy: Ich war Zeuge eines schweren Unfalls auf dem Bau, wo eine Gasflasche explodiert ist.
Ich: Also evtl. auch gar keine generalisierte A. sondern Phobie.
Psy: Wie gehen Sie vor?
Ich: Ich bin Gestalttherapeut, würde aber dennoch zunächst sagen, dass die KVT die schnellste und am besten auf Wirksamkeit untersuchte Methode ist. Gestalt geht aber tiefer und versucht, hinter den versteckten Sinn der Angst zu kommen. Um Konfrontation kommen Sie aber bei keiner Methode herum.
Dass ich da mit einer anderen als meiner Methode angefangen habe fanden sie zwar glaube ich etwas seltsam, aber so würde ich es tatsächlich machen.
Dann kamen Nachfragen zur KVT, Methoden, ich habe was zu Konfrontationsverfahren und
Kognitiver Umstrukturierung erzählt, damit waren sie zufrieden.
Psy: Was gibt es noch für Methoden der Therapie?
Ich: Analyse, Systemisch, Tiefenpsychologie
Psy: Kennen Sie das Modell der Analyse?
Ich: Oral, anale …
Psy: In welcher Phase verortet die Analyse Angstsymptome?
Meine Antwort war denke ich falsch, fanden sie aber nicht schlimm und das Thema war erledigt.
Psy: Und die Tiefenpsychologie?
Ich: Das Unbewusste, Schwurbel Schwurbel, schien aber so weit ok zu sein. Eigentlich habe ich ihnen da, was von Gestalt erzählt.
Dann kam noch die unvermeidliche Frage nach Suizidalität (am Fallbeispiel): Wie Dringlichkeit erfragen, was tun (sie wollten Non-Suizid-Vertrag hören, was drin steht etc.). Zwangseinweisung war kein Thema.
Ca 40 Minuten vorbei.
Das wars, „bitte warten Sie einen Moment draußen“. Nach zwei Minuten „bestanden“ und noch Hinweise bekommen, dass ich wohl was die Diagnose und den Ausschluss noch besser werden muss. Wie wahr! Danke an die Prüfer.
Die Prüfer legten keinen Wert auf die Nennung sämtlicher Symptome eines Krankheitsbildes, viel eher auf eine Idee der Diagnose, sauberen Ausschluss und Systematik.
Daneben auch schon viel Sachwissen.
Allen die es noch vor sich haben: Viel Glück, lieber zu viel sagen als zu wenig und die eigenen Gedankengänge transparent machen. Rollenspiele zum Üben sind wichtig.
Und man kann auch nicht nur von, sondern auch auf Substanzen Durst haben, besonders beim
Erfolg Feiern;)
Volker aus Schwabach