Mündlich-praktische Prüfung zum / zur Heilpraktikerin
(beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie)
Ort: Ansbach (in Mffr.)
Datum: 13.11.2023
Dies ist ein Gedächtnisprotokoll und spiegelt nicht den genauen Wortlaut wider.
Die Prüfung fand im Gebäude des Gesundheitsamtes von Ansbach statt. Zwei Prüfer und eine Prüferin, alle drei sehr freundlich und wohlwollend stellten sich mir vor und ich wurde gefragt, ob ich mich gesundheitlich in der Lage befinde die Prüfung heute abzulegen. Nach einem kurzen Smalltalk, warum ich denn gerne HPP werden möchte, startete die Prüfung.
Die Prüferin informierte mich darüber, dass Sie gleich in ein Rollenspiel einsteigen wird und ich bitte daraufhin mittels psychopathologischen Befunds und mittels Differentialdiagnose auf eine End-Diagnose schließen soll.
„Sie ist eine Patientin, die mit der Problematik zu mir kommt, dass sie nichts mehr essen kann“.
Mehr Informationen kamen hierzu nicht.
Die Abfrage des psychopathologischen Befunds verlief in ca. so:
- Ich: wie wirkt die Damen auf mich? à Antwort Prüferin: normal, keine Auffälligkeiten.
- Ich: welche genauen Beschwerden liegen vor? à Antwort Prüferin: keine…sie kann nicht essen.
- Ich: seit wann ist das so? à Antwort Prüferin: seit ca. 6 Monaten extrem, ansonsten schon ca. 1 Jahr.
- Ich: gibt es Auslöser hierfür? à Antwort Prüferin: „Wissen Sie das nicht? In der heutigen Zeit darf man doch gar nichts mehr essen. In allen Lebensmitteln sind Zusätze drinnen, die uns krank machen und uns vergiften!“
- Ich: Aha…???? gibt es hierfür Gründe, dass Sie so über Essen denken? à Antwort Prüferin: „Das kann man doch überall lesen!“ Hier…das rote Fleisch, alles, alles was mit Blut ist, verursacht Krebs!
Die Prüfer ließen mich den psychopathologischen Befund mit Familien, Sozial – und somatischer Anamnese abfragen. Wichtig war hierbei, dass gefragt wurde, ob die Patientin schon bei einem Arzt war („Ja, aber er kann mir auch nicht helfen, wenn ich bald gar nicht mehr essen kann“) und ob es suizidalen Tendenzen gibt (da sie ja in einer wirklich schweren Situation ist). Die Suizidalität wurde verneint und ich musst auch nicht mehr weiter darauf eingehen.
Schlussendlich ging es in die Richtung, dass die Prüferin eine Patientin spielt, die an „Orthorexie“ leidet.
Die Diagnose der Krankheit wollten die Prüfer selbst nicht unbedingt wissen, sondern sie wollten auf den Oberbegriff „Essstörung“ hinaus und differentialdiagnostisch welche anderen, möglichen Krankheiten es noch passend gibt, wie z.B. Zwang, Wahn, hypochondrischer Wahn (da die Überzeugung der Patientin nicht korrigierbar war) oder eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeit.
Nach Klärung über die „neue“ Krankheit wurde nach möglichen Therapieverfahren gefragt.
Die richtige Lösung war die kognitive Verhaltenstherapie mit dem Sokratischen Dialog und vorheriger Psychoedukation und Definitionsklärung, was denn für die Patientin überhaupt „gesund“ bedeutet.
Nach 45 Minuten wurde die mündliche Prüfung beendet und mir nach kurzem Warten vor der Tür mitgeteilt, dass ich bestanden habe.
Die Prüfung verlief sehr freundlich und in einer sehr angenehmen Atmosphäre ab. Nur in den ersten 5 Minuten hatte ich das Gefühl in einer Prüfung zu sitzen, danach fühlte ich mich mit allen drei Prüfern eher in einem fachlichen, konstruktiven Gespräch.